Hitzige Debatte um Werbeverbot für Billigfleisch
Der Bund möchte ein Werbeverbot für Billigfleisch. Doch der Fleischlobby zufolge geht das den Staat nichts an. Swissveg wiederum sieht Handlungsbedarf.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Bundesamt für Landwirtschaft erwägt, Werbung für Billigfleisch zu verbieten.
- Die Fleischlobby sieht sich im Visier einer Debatte, die nicht sie alleine betrifft.
- Und Swissveg will noch mehr Aspekte in die Debatte aufnehmen.
Sind solche Werbungen für Billigfleisch noch vertretbar? Wohl kaum, meint das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und denkt über ein Verbot nach.
Das BLW begründet seinen Vorschlag mit dem negativen Einfluss von solchen Rabatten auf einen nachhaltigen Konsum. Und die Fakten geben dem Bundesamt recht: Allein im letzten Jahr versorgte die Fleischbranche den Schweizer Markt mit 447'482 Tonnen Fleisch. Das ergibt ein Pro-Kopf-Konsum von 50,91 Kilogramm.
Proviande will Konsumenten selbst entscheiden lassen
Dass es eine massvolle Zukunft braucht, findet auch der Fleischverband Proviande. Aber: Das gelte nicht nur für tierische Produkte, sondern für all unsere Ansprüche. «Es gilt, in eine vernünftige, ausgewogene Ernährung zu vertrauen, in welcher auch die tierischen Produkte ihren berechtigten Platz haben», erklärt Regula Kennel.
Dass das Bundesamt für Landwirtschaft nun über ein Werbeverbot für Fleisch-Aktionen anstrebt, erachtet Proviande deshalb als falsch. «Der Staat hat hier nicht einzugreifen», so Kennel. «Mündige Konsumenten können selber entscheiden, ob sie von solchen Angeboten profitieren wollen oder nicht.»
Hohe Emissionen-Last in der Tierhaltung
Mit dem nachhaltigen Konsum einher geht natürlich auch der Umweltschutz, wie es beim Bundesamt für Landwirtschaft weiter heisst. Denn: Tiere produzieren Emissionen. Allein in der Schweiz stammen 80 Prozent der Lachgas- und 83 Prozent der Methanemissionen aus der Landwirtschaft.
Dazu trägt natürlich auch die Fleischproduktion bei – aber nicht nur. «Die Milchproduktion ist für die Umwelt ähnlich kritisch», erklärt Renato Pichler von Swissveg, der Organisation für vegetarische und vegane Ernährung. «Insbesondere wenn es um die Treibhausgase geht, sind Rinder sogar problematischer als Hühner und Schweine.»
Swissveg begrüsse die Überlegung des Bundesamts für Landwirtschaft, macht aber auch deutlich, dass es weitaus mehr Schritte für einen nachhaltigen und klimagerechten Konsum braucht.