Hofreiter: Siemens-Aktionäre sollen Kohleprojekt Unterstützung verweigern
Vor der Siemens-Hauptversammlung am Mittwochvormittag fordert Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter das Aus für das umstrittene Kohleprojekt des Technologiekonzerns in Australien.
Das Wichtigste in Kürze
- Habeck äussert vor Hauptversammlung Verständnis für Konzernentscheidung.
«Ich hoffe sehr, dass die Aktionäre und Geschäftsführung von Siemens heute ihrer Verantwortung für den Schutz des Planeten gerecht werden und dem Kohleprojekt in Australien die Unterstützung verweigern», sagte Hofreiter der Nachrichtenagentur AFP.
«Für Siemens wäre das finanziell ein kleiner Schritt, für das Weltklima dagegen ein enormer Gewinn», fügte er hinzu. Siemens-Chef Joe Kaeser begründet das Festhalten an dem umstrittenen Auftrag in Australien mit vertraglichen Verpflichtungen. Der deutsche Konzern hatte im Juli den Vertrag für die Schienensignalanlage einer riesigen Kohlemine im australischen Bundesstaat Queensland unterzeichnet.
Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck äusserte Verständnis für Kaesers Haltung. «Ich nehme Herrn Kaeser ab, dass er die Entscheidung über die Signalanlage für die Kohlemine in Australien nicht leichtfertig getroffen hat», sagte er der «Augsburger Allgemeinen» vom Mittwoch. «Dennoch glaube ich, dass es sicher besser gewesen wäre, auf etwas Geld zu verzichten, um gesellschaftlichen Zielen treu zu bleiben.»
Habeck forderte die Wirtschaft insgesamt zu mehr Nachhaltigkeit auf. «Wir müssen auch die Unternehmenswelt neu denken», sagte er.
Sein Parteikollege Hofreiter bezeichnete die klimafreundliche Umgestaltung der Wirtschaft als «eine Überlebensfrage, um die niemand herumkommt. Da zählt der Beitrag jedes einzelnen Unternehmens», sagte er AFP.
Der Grünen-Politiker forderte in diesem Zusammenhang auch neue gesetzliche Regelungen. Das Aktiengesetz solle so geändert werden, «dass die Boni der Manager aller Dax-Konzerne verbindlich an soziale und ökologische Erfolgskriterien gekoppelt werden», forderte er. «Das wäre ein Beitrag dazu, dass kurzfristiges Gewinnstreben zulasten von Mensch und Umwelt zurückgedrängt wird und endlich mehr Anreize für vorausschauendes und verantwortliches Wirtschaften entsteht.»
Bei der Siemens-Hauptversammlung dürften Umweltthemen eine wichtige Rolle spielen. Ein Bündnis von Umweltschutzgruppen, darunter die Jugendbewegung Fridays for Future, kündigte für das Aktionärstreffens Proteste an. Bereits rund zwei Stunden vor Beginn der Hauptversammlung war am Mittwochmorgen eine Gruppe von etwa 30 Demonstranten vor Ort.