Immobilienverband prognostiziert bis 2025 Neubaulücke von 700.000 Wohnungen
Hohe Mieten und Kaufpreise und schlicht zu wenig Angebot: Die Immobilienwirtschaft hat in der Wohnungskrise Alarm geschlagen.

Das Wichtigste in Kürze
- Mieten und Kaufpreise im vergangenen Jahr weiter gestiegen.
Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) prognostiziert, dass durch Probleme wie «exorbitante Kostensteigerungen» bis 2025 eine Neubaulücke von bundesweit rund 700.000 Wohnungen entstehen wird. Im vergangenen Jahr stiegen sowohl Mieten als auch Kaufpreise für Wohnungen weiter an und hohe Baukosten lähmten den Neubau.
«Es wird schlimm», lautete die nüchterne Aussage von ZIA-Präsident Andreas Mattner zum künftigen Wohnungsmarkt. Die Neubaulücke im vergangenen Jahr entspreche allen Wohnungen in Bremen, bis 2025 dürfte sie auf 700.000 Wohnungen anwachsen. Der ZIA präsentierte am Dienstag das Frühjahrsgutachten der Immobilienwirtschaft, das von Expertinnen und Experten der Branche erstellt wird.
Demnach erreicht der Mangel an Wohnraum in Deutschland mittlerweile den höchsten Stand seit 20 Jahren – so lange wird das jährliche Gutachten bereits erstellt. Allein durch Ukraine-Geflüchtete stieg die Nachfrage nach Wohnungen hierzulande um rund 200.000. Im vergangenen Jahr zogen auch deshalb sowohl die Mieten als auch die Kaufpreise für Wohnungen deutlich an.
Die Mieten für den Bestand erreichten zum Jahresende durchschnittlich 9,10 Euro pro Quadratmeter und Monat – ein Anstieg im Jahresvergleich um 5,2 Prozent und ein deutlicheres Plus als in den Jahren zuvor. Die stärksten Anstiege und höchsten Mieten gab es in den kreisfreien Städten im Westen. In den Landkreisen war der Anstieg weniger ausgeprägt.
In den sieben wichtigsten Märkten – Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main und Stuttgart – lagen die Mietsteigerungen mit Ausnahme von Köln und Berlin allerdings unter dem Bundesdurchschnitt. Spitzenreiter hinsichtlich der Höhe bleibt München mit 18,07 Euro pro Quadratmeter.
Die Kaufpreise für Wohnungen erhöhten sich im Jahresvergleich um deutliche 7,8 Prozent auf 3324 Euro pro Quadratmeter. In den westdeutschen kreisfreien Städten lagen die Preise zum Ende des vierten Quartals bei im Schnitt 4221 Euro pro Quadratmeter. Hier habe es aber in den wichtigsten Städten einen «Trendwechsel» gegeben, die Preise sanken im vierten Quartal verglichen mit dem zweiten Quartal.
Beim Neubau stützte sich das Gutachten auf Zahlen von 2021. Hier lag die Zahl der Fertigstellungen bei 293.500 – ein Minus von 4,2 Prozent verglichen mit 2020. Möglich sei hier aber eine Verzerrung durch verspätet gemeldete Daten wegen des Lockdowns, hiess es. Trotzdem ist diese Zahl weit vom Ziel der Regierung entfernt, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen.
Lieferkettenprobleme und hohe Energie- und Rohstoffpreise belasteten den Bau enorm, ausserdem führten steigende Zinsen zu Problemen bei der Finanzierung und Zwischenfinanzierung der Immobilien, warnte Mattner. Daher sei es unbedingt nötig, den Fokus auf serielles und modulares Bauen zu legen.
Ausserdem müssten Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt und Bauanträge konsequent digitalisiert werden. Nicht zuletzt dürfe auf der Einnahmenseite nicht weiter gekappt werden: «Die Mietpreisbremse muss weg.»
Die FDP-Baupolitikerin Sandra Weeser forderte von Bauministerin Klara Geywitz (SPD), «endlich die Weiterentwicklung der Musterbauordnung, eine weitere Harmonisierung der Landesbauordnungen und die Stärkung der Typengenehmigungen für serielles und modulares Bauen auf den Weg zu bringen». So wie beim Lärm- und Brandschutz «müssen wir auch bei den Klimazielen die Verhältnismässigkeit und Finanzierbarkeit im Blick behalten», fuhr sie ausserdem fort.
Unionsfraktionsvize Ulrich Lange (CSU) forderte von Geywitz «realistische und praktikable energetische Anforderungen und auskömmliche Förderung, die echte Anreize für Wohnungsneubau bietet». Ihm sei es «unbegreiflich», weshalb Geywitz diese und andere Instrumente nicht nutze. «Ist es Unwille, hat sie nicht den entsprechenden Einfluss im Kabinett, oder ist es ideologische Verblendung?», sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern.
Die Linken-Politikerin Caren Lay verlangte, den öffentlichen Wohnungsbau zu stärken. «Der Bund muss jetzt endlich mehr selbst bauen und die Wohnungsförderung auf kommunalen und gemeinnützigen Wohnungsbau ausrichten, damit am Ende auch bezahlbare Wohnungen entstehen.»