Inflation brennenderes Börsenthema als Ukrainekrieg
Börsenhändler in Europa haben für die zweite Jahreshälfte 2022 optimistischere Erwartungen an den Markt als im Vorjahr. Sie bewerten die Inflation und steigende Zinssätze als wichtigste Faktoren für Handelsaktivitäten im zweiten Semester.
Dies zeigte eine am Mittwoch publizierte Umfrage der Börsenbetreiberin SIX, an der 194 Händler aus ganz Europa teilgenommen haben. 93 Prozent der Befragten beurteilten demnach die Marktaussichten neutral oder optimistisch, verglichen mit 86 Prozent zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.
Aufgeschlüsselt nach Themen beurteilten 76 Prozent der Händler die Inflation und 75 Prozent die steigenden Zinsen als die mutmasslich wichtigsten Treiber der Handelsaktivitäten im zweiten Semester. Der Ukraine-Krieg und die Lieferketten-Probleme kamen hingegen nur auf Werte von 47 Prozent und 43 Prozent.
Gänzlich auskuriert scheint Covid: Nur 9 Prozent nennen die Pandemie-Erholung als bestimmenden Faktor für die Handelsaktivitäten. 2021 waren dies noch 46 Prozent gewesen.
Wenig Aufmerksamkeit schenken die Händler ESG-Themen: Nur 7 der befragten 194 Händler bezeichnen ESG und Klimakrise als einen bestimmenden Faktor für Handelsaktivitäten in der zweiten Jahreshälfte. Entsprechend geben dann auch nur 3 Prozent der Händler an, ESG-Ratings beim Handel immer zu beachten, während 66 Prozent dies selten oder nie tun.
Trotzdem bleibt die Nachfrage nach sogenannten Green Bonds hoch und 74 Prozent der Händler gehen davon aus, dass der «grüne» Anteil von aktuell 43 Prozent an emittierten Unternehmensanleihen in den nächsten zwei Jahren steigen wird.