Die höchsten Löhne sind bei grossen Schweizer Unternehmen im Schnitt 143-mal höher als die tiefsten. Die Schere geht weiter auseinander.
Lohnschere Schweiz
Die Lohnschere in der Schweiz wird grösser. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Lohnunterschied zwischen den Top- und Geringverdienern ist weiter angestiegen.
  • Letztes Jahr verdienten die Top-Manager im Schnitt 143-mal mehr.
  • Bei der UBS verdient CEO Sergio Ermotti 267-mal mehr als der am wenigsten Verdienende.
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Die Schweizer Topmanager haben im vergangenen Jahr im Durchschnitt 143-mal mehr verdient als ihre Angestellten mit den tiefsten Löhnen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Unterschied damit gemäss einer Studie der Gewerkschaft Unia weiter angestiegen.

2022 habe die Lohnschere noch 1:139 betragen, schrieb die Unia am Montag in der Lohnstudie, die anlässlich einer Aktion in der Nähe des Berner Büros des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes veröffentlicht wurde. Den grössten Unterschied stellte die Gewerkschaft mit 1:267 bei der Grossbank UBS fest.

Verdienen Top-Manager wie Sergio Ermotti zu viel?

Deren CEO Sergio Ermotti habe in neun Monaten 14,4 Millionen Franken oder 84'000 Franken pro Arbeitstag verdient. Das wären gemäss Unia aufs Gesamtjahr hochgerechnet 19,2 Millionen Franken gewesen, 50 Prozent mehr als der vorherige UBS-CEO Ralph Hamers. Ermotti habe damit in einem Tag 1,5 Mal mehr verdient als die am wenigsten verdienende Person bei der UBS in einem Jahr.

CEO und Aktionäre verdienen mehr

Insgesamt seien die höchsten Löhne weiter angestiegen: So hätten fünf CEO mehr als zehn Millionen Franken verdient. Bei Vasant Narasimhan von Novartis zum Beispiel waren es 16,2 Millionen Franken. Damit habe sich dessen Lohn im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Der drittplatzierte und abtretende CEO von Nestlé, Ulf Mark Schneider, erhielt 11,2 Millionen Franken, eine knappe Million mehr als im Vorjahr.

UBS CEO Ermotti
Der CEO der UBS, Sergio Ermotti, erhält bei der Mega-Bank 267-mal so viel Lohn wie der am wenigsten Verdienende. - keystone

Auch die Aktionäre hätten von den Gewinnen der grössten Schweizer Unternehmen profitiert. So seien insgesamt 45 Milliarden Franken an Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet worden, gegenüber 44,3 Milliarden im Vorjahr. Allein bei Roche und Nestlé waren es je 8 Milliarden. Zudem hätten die Aktionäre von Aktienrückkäufen profitiert.

Tiefe Löhne könnten angehoben werden

Das zeige, dass eigentlich mehr als genug Geld vorhanden wäre, um auch die tiefsten Löhne anzuheben, schrieb Unia weiter. Doch diese hätten sich kaum bewegt. Im Gegenteil: Aufgrund der gestiegenen Lebensunterhaltskosten – wie Krankenkassenprämien und Mieten – hätten sie noch mehr an Wert verloren. Das Gleiche gelte auch für die mittleren teuerungsbereinigten Löhne.

Bist du mit deinem Lohn zufrieden?

Bereits vor einer Woche hatte der Arbeitnehmer-Dachverband Travail Suisse für das kommende Jahr deutliche Lohnerhöhungen von bis zu 4 Prozent gefordert. Unia will am 21. September in Bern eine grosse Lohndemonstration durchführen. Für die Studie untersuchte die Gewerkschaft die Löhne in den 36 grössten Unternehmen der Schweiz.

Der Arbeitgeberverband kritisierte die Studie umgehend. Sie stütze sich bewusst einzig auf die grössten Schweizer Unternehmen – mehr als 99 Prozent der Schweizer Unternehmen seien aber KMU, schrieb er. Zudem verwies er auf das Bundesamt für Statistik, das im März mitgeteilt hatte, die allgemeine Lohnschere habe sich zwischen 2008 und 2022 in der Gesamtwirtschaft kaum verändert.

In diesem Zeitraum seien die Löhne der am besten bezahlten zehn Prozent der Arbeitnehmenden um 13,5 Prozent gestiegen. In der Mittelschicht sei das Lohnwachstum mit 11,5 Prozent am tiefsten ausgefallen. Bei den am schlechtesten bezahlten zehn Prozent der Arbeitnehmenden hätten sich die Löhne um 14,3 Prozent erhöht.

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