Londoner City laut Britischem Notenbankchef gegen EU-Diktat
Der Finanzplatz London wird die Regeln der EU nicht einfach akzeptieren. Das verkündete der britische Notenbankchef an einer Rede.
Der Chef der Bank of England, Andrew Bailey, hat sich mit deutlichen Worten zu den laufenden Verhandlungen über die gegenseitige Anerkennung von Finanzmarktregeln zwischen London und Brüssel geäussert.
«Ich fürchte, eine Welt in der die EU diktiert und bestimmt, welche Regeln und Standards wir in Grossbritannien haben werden, wird nicht funktionieren», sagte Bailey bei der jährlichen Mansion-House-Rede am Mittwochabend in der Londoner City, die in diesem Jahr per Internet übertragen wurde.
Es sei unwahrscheinlich, das London entsprechenden Forderungen Brüssels nachgeben werde, so der Zentralbankchef. Sollte die EU versuchen, die britische Finanzindustrie von ihrem Markt auszusperren, wäre das ein Fehler, warnte er.
Keine niedrig reguliertes Finanzzentrum
Befürchtungen, London könne sich zu einem «Singapur an der Themse», mit starker Deregulierung von Finanzmarktregeln und niedrigen Steuern entwickeln, trat Bailey aber ebenfalls entgegen. «Lassen Sie es mich deutlich sagen: Nichts von alledem bedeutet, dass Grossbritannien ein niedrig reguliertes, hochriskantes, Finanzzentrum und -system schaffen sollte oder wird, in dem alles möglich ist», sagte der Notenbankchef.
Dienstleistungen waren bei den Verhandlungen über einen Brexit-Handelspakt zwischen der EU und Grossbritannien aussen vor geblieben. Britische Finanzdienstleister haben mit dem Ende der Brexit-Übergangsphase zum Jahreswechsel ihren automatischen Zugang zum EU-Binnenmarkt verloren.
Verhandlungsergebnis bis März
Das führte zwar nicht zum befürchteten grossen Exodus aus der Londoner City, doch viele Banken und andere Unternehmen gründeten Ableger in Städten wie Paris, Dublin, Amsterdam und Frankfurt. Mit ihnen wanderten etwa 7000 Arbeitsplätze ab.
Bis März wollen sich nun beide Seiten über die gegenseitige Anerkennung von Standards, Äquivalenz genannt, einig werden.
Die Dienstleistungsbranche insgesamt macht rund 80 Prozent der britischen Bruttowertschöpfung aus.