«Long Covid»-Patienten warten seit Monaten auf IV-Urteil
Schweizweit sind bereits über 1000 Anträge von «Long Covid»-Patienten bei der IV eingegangen. Eine Rentenzusprache ist bisher aber noch nicht erfolgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Über 1000 Menschen mit «Long Covid» haben sich bei der IV angemeldet.
- Bis heute hat aber noch kein Patient einen Rentenzuspruch erhalten.
- Dies liege am zeitlichen Ablauf, so das Bundesamt für Sozialversicherungen.
Täglich infizieren sich Menschen mit dem Coronavirus. Die allermeisten bekommen davon nur wenig mit. Ein bisschen Husten, Kopfschmerzen und Fieber – dann ist die Infektion überstanden.
Ein geringer Anteil der Betroffenen leidet aber auch Wochen, ja gar Monate nach der Infektion unter den Symptomen. Viele von ihnen sind dadurch privat, aber auch im Berufsleben substanziell eingeschränkt.
Die Folge sind vielfach finanzielle Nöte. Denn: Die Arbeitgeber reagieren unterschiedlich auf die Krankheit. «Viele Arbeitgeber sind sehr verständnisvoll, unterstützen die Betroffenen emotional oder auch mit Coaches», sagt Gregory Fretz, Long-Covid-Experte am Kantonsspital Graubünden, gegenüber Nau.ch. Andere wiederum reagieren knallhart und stellen die betroffenen Mitarbeitenden vor die Tür.
Viele der «Long Covid»-Patienten leben deshalb nur noch von ihrem reduzierten Lohn oder von der Taggeldversicherung. Weil aber auch dies nicht immer ausreicht, haben sich einige betroffene Personen bereits bei der Invalidenversicherung angemeldet. Allein bis Ende Juli gingen schweizweit über 1000 Anträge ein, wie das Bundesamt für Sozialversicherungen auf Anfrage bestätigt. Das entspricht 3,6 Prozent aller IV-Anträge im ersten Halbjahr.
Bundesamt rechnet mit weiteren IV-Anträgen
Geld geflossen ist bis jetzt aber noch keines. «Die Abklärungen und vor allem die Massnahmen benötigen Zeit», so das Bundesamt für Sozialversicherungen. In vielen Kantonen würden die Eingliederungsmassnahmen noch laufen. Entsprechend habe es auch noch keine Rentenzusprachen gegeben.
Und das sei auch richtig so, erklärt Long-Covid-Experte Fretz: «Es ist wichtig, dass solch bedeutsame Entscheide breit abgestützt als möglich gefällt werden.» Gleichzeitig relativiert er aber auch, dass das Warten für die Betroffenen oft sehr schwierig sei. Viele würden unter Zukunftsängsten leiden, so Fretz.
Auch in den nächsten Monaten dürften noch keine definitiven IV-Entscheide gefällt werden. Denn: Das Bundesamt für Sozialversicherungen rechnet mit weiteren Anträgen von «Long Covid»-Patienten. Womit die Arbeitsabläufe noch mehr Zeit in Anspruch nehmen dürften. In welchem Ausmass sei nicht vorhersehbar.