Mehr Bahnreisende: SBB hofft auf den Greta-Effekt

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Schweizer wollen weniger fliegen. Die SBB baut darum ihre Auslandsverbindungen aus. Schon heute zieht die Nachfrage an.

SBB Zug
Der Zug ist deutlich umweltfreundlicher als das Flugzeug - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 40 Prozent der Schweizer wollen wegen der Umwelt weniger fliegen.
  • Die SBB spürt im internationalen Personenverkehr eine stärkere Nachfrage.

Mit der Klima-Debatte beginnt ein Umdenken beim Reiseverhalten. Gemäss einer neuen Umfrage wollen vier von zehn Schweizer weniger oder gar nicht mehr fliegen.

Meinen es die Befragten wirklich ernst, dürften die Luftfahrt-Branche in Bedrängnis kommen. Erste Anzeichen gibt es bereits. So gingen am Flughafen Zürich die Lokalpassagiere in den letzten zwei Monaten leicht zurück. Ein Novum: Zwei Jahre lang konnte der Flughafen monatlich ein Wachstum verzeichnen.

Flughafen Zürich
Der Flughafen Zürich musste im April und Mai weniger Lokalpassagiere verbuchen. - SDA

Dafür dürfte der einen oder andere stattdessen mit dem Zug verreisen. «Im internationalen Personenverkehr spüren wir einen positiven Trend», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli. Und: «Die Verkaufszahlen entwickeln sich im ersten Halbjahr positiv.»

Mehr Wachstum für die SBB

Wie stark sich der «Greta-Effekt» – benannt nach der Umwelt-Aktivistin Greta Thunberg – auf die SBB auswirkt, bleibt vorerst unbekannt. Voraussichtlich im September will die Bundesbahn Zahlen kommunizieren.

Bei der SBB geht man davon aus, dass sich der Trend eines stärkeren Umweltbewusstseins fortsetzen wird. «Wir rechnen damit, dass international Reisende, die sich heute für das Flugzeug entscheiden, zukünftig deutlich öfter mit dem Zug reisen.»

Greta Thunberg SBB
Die Schwedin Greta Thunberg hat die Klimastreik-Bewegung ins Leben gerufen. - dpa-infocom GmbH

Das ist schon heute keine Seltenheit: «Reiseverkäufer erleben immer wieder, dass sie Kunden bewusst für die Bahn entscheiden.» Obwohl das Flugzeug auf längere Distanzen oft günstiger sei.

Um die Nachfrage zu decken, will die Bundesbahn im internationalen Personenverkehr ausbauen. Im Dezember erhöht die SBB die Anzahl Sitzplätze nach Frankreich um 30 und nach Deutschland um 20 Prozent. Zudem werden neue Nachtzug-Verbindungen diskutiert.

Mit dem Zug statt dem Auto

Auch im Inland-Verkehr spürt die SBB ein Umdenken. «Jedes vierte Sparbillett wird von Kunden gekauft, die sonst die Reise mit dem Auto gemacht hätten», erklärt Schärli. Das entspricht rund einer Million Tickets.

Während der «Greta-Effekt» in der Schweiz bisher nur für leichte Verschiebungen sorgt, ist er in der Heimat der Umweltaktivistin Realität. Seit Anfang Jahr gingen die Flüge an schwedischen Flughäfen um acht Prozent zurück.

Gleichzeitig jubelt die Schwedische Bahn SJ über mehr Passagiere. Vergangenen Winter nahmen alleine die Geschäftsreisen um 21 Prozent zu.

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