Miese Zustände in Spielzeug-Fabriken in China
Nach wie vor sind die Arbeitsbedingungen in chinesischen Spielzeugfabriken schlecht. Die Löhne reichen nicht aus, massive Überstunden sind die Regel.

Das Wichtigste in Kürze
- In chinesischen Spielzeugfabriken machen Arbeiter monatlich bis zu 126 Überstunden.
- Die Mindestlöhne sind zwar gestiegen, reichen aber weiterhin nicht aus.
Vor Weihnachten sind Spielzeuge wieder besonders gefragt. Unter dem Christbaum bringen sie Kinderaugen zum Strahlen. Weniger glücklich sind die Arbeiter, welche die Produkte herstellen.
Zwei von drei Spielsachen in Schweizer Warenhäusern stammen aus China. In den Fabriken herrschen nach wie vor miese Zustände, wie der neuste Toy-Report von Solidar Suisse und China Labor Watch zeigt. Dabei wurden fünf chinesische Fabriken unter die Lupe genommen.

In allen fünf Fabriken müssen die Arbeiter übermässige Überstunden leisten. Während Spitzenzeiten sind es zwischen 60 und 126 Überstunden pro Monat. Das chinesische Gesetz erlaubt eigentlich nur 36 Überstunden.
Lohn ist zu tief
Der Lohn, den sie dafür erhalten, reicht zum Leben nicht. Einzig während der Hochsaison reicht das Salär aus, wenn massive Überstunden geleistet werden.
Die untersuchten Fabriken produzieren Spielsachen für Mattel, Lego, Harsbo oder Disney. In Kong Xing, wo etwa die Spielzeug-Figuren aus dem Film «Frozen II» hergestellt werden, kriegen Arbeiter einen Monatslohn von 243 Franken. Ein Existenzlohn liegt in China bei aktuell 420 Franken.

Simone Wasmann von Solidar Suisse kritisiert die Hersteller: «Seit Jahren versprechen uns die grossen Spielzeugmarken, die Produktionsbedingungen in ihren Lieferketten seien menschenwürdig, doch wir sehen davon nichts.» Statt sich ernsthaft um bessere Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu kümmern, würden die Konzerne die Verantwortung auf die Fabrikbesitzer abwälzen.
Verglichen mit den Untersuchungen in den frühen 2000er-Jahren sieht Solidar Suisse einige Verbesserungen. So ist im Schnitt die tägliche Arbeitszeit während der Hochsaison von über 14 auf 11 Stunden gesunken. Die Mindestlöhne sind gestiegen, Sicherheitsmassnahmen wurden verbessert.
Keine Kinderarbeit mehr
Positiv: Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen wurde keine Kinderarbeit festgestellt. Allerdings arbeiten immer noch viele Jugendlichen ab 16 Jahren in den Fabriken, gerade in der Hochsaison.

In den Hallen schuften Wanderarbeiter. Diese stammen hauptsächlich aus armen, ländlichen Regionen von China. Geschätzte 290 Millionen Menschen arbeiten in der Fertigungsindustrie, zwei Drittel sind Frauen.
Gemäss einer Umfrage von Solidar Suisse aus dem Jahr 2015, wären 80 Prozent der Schweizer bereit, für faire Spielwaren einen Mehrpreis zu zahlen. Ein entsprechendes Label gibt es allerdings nicht.