Fairfood Initiative: Was kostet fairer Food eigentlich?
Gegner der Fair-Food-Initiative warnen vor massiven Preisaufschlägen auf Lebensmitteln. Coop und Migros beweisen schon heute: Faire Produkte sind kein Luxusgut.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag stimmen wir über die Fair-Food-Initiative ab.
- Fairtrade-Produkte sind in den Supermärkten oft anzutreffen.
- Der Preisaufschlag variiert je nach Produkt. Markenprodukte ohne Label sind oft teurer.
Mehr Nachhaltigkeit, mehr Fairness. Das verlangt die Fair-Food-Initiative, über die wir dieses Wochenende abstimmen. Die Gegner warnen, dass sich dadurch die Preise erhöhen. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse rechnet, dass die Lebensmittelpreise um 50 Prozent steigen werden. Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen erwartet bei einer Annahme der Initiative eine Preiserhöhung von rund 20 Prozent.
Doch sind faire Lebensmittel wirklich so teuer? Bereits heute ist das Angebot breit. Im Coop-Onlineshop gibt es aktuell 367 Fairtrade-Produkte, bei Migros sind es 148. Das Zürcher Unternehmen setzt mehr auf das UTZ-Label. Zwischen den Zertifizierungsorganisationen gibt es allerdings Unterschiede. Bei Fairtrade werden etwa Mindestverkaufspreise garantiert, bei UTZ nicht. Eine Analyse der Labels finden Sie bei der Nichtregierungsorganisiation PublicEye.
Dass fair hergestellte Produkte teurer sind, liegt eigentlich auf der Hand. Doch ein Blick in die Supermärkte zeigt: Fairtrade ist kein Luxusgut. Coop verkauft etwa eine Tafel Lindt-Schokolade für 2.40 Franken. Die kommt ohne Fairtrade-Label. Das gibt es hingegen bereits bei der Prix-Garantie-Schokolade. Kostenpunkt: 65 Rappen. Selbst die Schoggi der Bio- und Fairtrade-Eigenmarke von Coop kostet mit 1.95 Franken weniger als das Markenprodukt.
Gleiches Bild beim Kaffee. Ein halbes Kilo Bohnenkaffe von Chicco d'Oro kostet 10.30 Franken. Der Fairtrade-Kafi der Eigenmarke Jubilor ist über drei Franken günstiger. Doch geht es noch preiswerter: Der Espresso der Billig-Linie Prix Garantie kostet 4.50 Franken – das Kilo! Der ist zwar nicht Fairtrade, aber UTZ-Zertifiziert.
Prognosen kaum möglich
Allerdings gibt es Produkte, bei denen der Fairtrade-Aufschlag spürbar ist. Bei Coop und Migros kosten Ananasscheiben mit Fairtrade-Label rund doppelt so viel wie das Produkt ohne Zertifizierung. Doch bei den Stichproben von Nau scheiden Fairtrade-Lebensmittel beim Preis überraschend gut ab. Vor allem im Vergleich mit Markenprodukten. Zudem gibt es bereits heute Lebensmittel, die bei den Grossverteilern nur in der Fairtrade-Variante verkauft werden.
Seigen also mit der Annahme der Fair-Food-Initiative die Preise gar nicht? Eine genaue Prognose ist kaum möglich. Doch ist es wahrscheinlich, dass Lebensmittel teuerer würden. Die Schweiz müsste bei importierten Lebens- mittel und Futtermittel im jeweiligen Herkunftsland überprüfen, unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt werden. Das bedeutet einen deutlichen Mehraufwand. Der Preisaufschlag hängt allerdings davon ab, wie das Parlament die Initiative umsetzt.
Die Mehrkosten bei einer Annahme hängen auch vom Konsumverhalten ab. Bei Schweizer Produkten dürfte der Aufschlag wenig spürbar sein, während gerade tierische Import-Produkte deutlich teuerer werden dürften. Wer schon heute hauptsächlich Bio- und Fairtrade-Produkte kauft, hätte hingegen wohl kaum Mehrausgaben.