Neue Apple Watch könnte Schweizer Uhrenfirmen Kunden abjagen
Der Schweizer Uhrenindustrie droht Experten zufolge neue Konkurrenz durch die jüngste Apple Watch.
Das Wichtigste in Kürze
- Die neue Apple Watch könnte für die Schweizer Uhrenindustrie zum Problem werden.
- Mit ihren neuen Funktionen spricht sie nicht mehr nur Junge an.
Der Technologiekonzern Apple könnte sich Experten zufolge das Segment der älteren Kunden erschliessen und damit der Schweizer Uhrenindustrie weitere Marktanteile abjagen. «Die Apple Watch verbessert sich weiter und bietet zusätzliche relevante Funktionen», erklärte Exane BNP Paribas-Analyst Luca Solca. «Ich denke, dass dies eine immer grössere Herausforderung für Einstiegsmarken wird.»
Apple hatte am Mittwoch zusätzlich zu drei Nachfolgemodellen für sein Flaggschiff-Produkt iPhone X auch eine neue Uhr – die Apple Watch Series 4 – vorgestellt. Die neue Computeruhr hat einen grösseren Bildschirm und fokussiert sich auf Gesundheitsaspekte. Sie kann beispielsweise einen unregelmässigen Herzschlag feststellen und einen automatischen Notruf absetzen, wenn der Benutzer stürzt.
Sprach die Apple Watch bisher vor allem die technikbegeisterte jüngere Kundschaft an, könnte die neueste Generation der Uhr einem Experten zufolge auch Ältere ins Boot holen. Sie dürften es sich zweimal überlegen, ob sie anstelle eines schlichten Zeitmessers nicht besser eine Uhr kaufen, die etwa Herzprobleme erkennen kann. «Die neue Apple Watch 4 ist eine Revolution, denn sie zielt nicht nur auf die Handgelenke von Geeks ab, sondern auch auf Menschen über 45, die sich um ihre Gesundheit sorgen», sagte Branchenexperte Gregory Pons.
Rückgang der Uhren-Exporte
Die Exporte von günstigen Schweizer Uhren sind in den letzten Jahren stetig zurückgegangen, was Branchenexperten unter anderem auch auf die Konkurrenz von Smartwatches zurückführen. Apple hat seit der Lancierung seiner Computer-Uhr rasch Marktanteile gewonnen. Nach einer Schätzung der Marktforschungsfirma CCS Insights dürfte der Technologie-Riese in diesem Jahr dem weltweiten Verkauf von Schweizer Uhren fast gleichziehen, von denen im vergangenen Jahr 24 Millionen Einheiten ausgeliefert wurden.
Der Leiter der Uhrenabteilung von LVMH, Jean-Claude Biver, erklärte in einer E-Mail, er glaube nicht, dass die Apple Watch eine Gefahr für Schweizer Uhren über einem bestimmten Preis darstellt. Dank der Apple Watch würden viele Menschen Uhren tragen, die zu einem späteren Zeitpunkt eine Schweizer Uhr kaufen könnten.
Die Aktien des Luxusgüterherstellers Richemont stiegen um 0,3 Prozent, während die des Uhrenherstellers Swatch , deren Angebot sich von den günstigen Plastikuhren bis zu den edlen Zeitmessern der Marken Omega oder Glashütte reicht, um 0,6 Prozent nachgaben. «Richemont ist auf Luxus ausgerichtet und im Gegensatz zu Swatch, die jeweils stark mit der Apple Watch in Verbindung gebracht werden, weniger betroffen von der Konkurrenz durch die Apple-Watch», sagte ein Händler zu der unterschiedlichen Kursentwicklung der beiden Aktien.