Neuer SBB-Doppelstöcker rüttelt stärker als IC2000
Die Kritik am neuen SBB-Doppelstöcker nimmt nicht ab. In sozialen Medien schneidet sogar der IC2000 besser ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Doppelstöcker-Zug der SBB wird immer wieder kritisiert.
- SBB und Hersteller Bombardier arbeiten zusammen an der Problemlösung.
Seit 2013 sollten sie fahren, die neuen SBB-Doppelstöcker. In Betrieb genommen konnten die ersten Züge allerdings erst Ende 2018. Und nicht nur das: Die Doppelstöcker sorgen nach wie vor bei der Bundesbahn für viel Ärger.
Das ging so weit, dass die SBB im Januar genötigt fühlte, in einer Medienmitteilung den schwarzen Peter dem Lieferanten zuzuschieben. «SBB ist unzufrieden mit Zuverlässigkeit der FV-Dosto von Bombardier», titelte der Staatskonzern.
Die Probleme seien nicht gravieren, wehrte sich der kanadische Zugbauer. Deren Chef Stéphane Wettstein stichelte darauf in einem Interview gegen die Bundesbahn: «Wir hätten gemeinsam kommunizieren können.»
SBB und Bombardier vereint
Mittlerweile haben sich die beiden Parteien wieder die Hand gereicht. Nachdem beide Firmenchefs im Bundeshaus vorsprechen mussten, gaben sie sich versöhnlich. «Wir als Eltern wollen, dass der Zug auch gut fährt, und nicht nur schön aussieht», so SBB-Chef Andreas Meyer im Februar.
Nicht nur bei der Bundesbahn und Bombardier sorgt der Doppelstöcker für rote Köpfe. Auch auf den sozialen Medien wird über den neuen Zug gelästert.
Dabei sind auch prominente Stimmen darunter. CVP-Präsident Gerhard Pfister twittert über den «Lotterzug». Zudem spottet er über den Info-Bildschirm im Zuginneren.
Wenn der weiss-rote sich bewegende Punkt diesen Zug darstellen soll, dann haben die SBB die Kanadier von Bombardier nicht nur ein technologisches, sondern auch ein gröberes geographisches Problem. So nahe sind die Winterthurer den Zürchern wohl kaum. Und umgekehrt. #Lotterzug pic.twitter.com/Pbsi8sb3NV
— Gerhard Pfister 🤍💙💛 (@gerhardpfister) April 2, 2019
Schüttelgefühl im IC2000 geringer
Wenig erfreut über die erste Fahrt mit der jüngsten SBB-Anschaffung ist auch Gastro-Suisse-Präsident. «Unglaublicher Schüttelzug», so das Fazit von Casimir Platzer. Und: «Rückschritt durch Technik», als Anspielung auf den Audi-Slogan.
Auf eine ähnliche Schlussfolgerung kommt Init-7-Chef Fredy Künzler. «Ein ziemlicher Schüttelbecher». Der SP-Parlamentarier fragt sich, ob «dies das aktuelle Mass der Dinge in Sachen Eisenbahnbau ist».
Damit scheint klar: Im Vorgänger-Doppelstöcker IC2000 war das Schüttelgefühl deutlich geringer.
Nau hat die Bundesbahn mit den Vorwürfen konfrontiert. Einzelne Kundenstimmen will die SBB nicht kommentieren. Sprecher Christian Ginsig hält aber fest: «Die Kritik zum FV-Dosto nehmen wir zur Kenntnis und arbeiten, wie offen und transparent angekündigt, zusammen mit dem Hersteller Bombardier an den Verbesserungen.»