Ökonom: «Entwicklung des Frankens ist phänomenal»
Seit der Finanzkrise im Jahr 2007 hat der Schweizer Franken stetig an Wert gewonnen. Dies birgt Risiken, vor allem aber Vorteile für unser Land, so ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Franken hat seit 2007 gegenüber zahlreichen Währungen zugelegt.
- Auch wenn der Export durch den starken Franken geschwächt wird, überwiegen die Vorteile.
Der Schweizer Franken wird als sichere, also als krisenresistente Währung angesehen. Dass dies auch tatsächlich so ist, bestätigt nun eine aktuelle Analyse der Wirtschaftsplattform «Cash.ch». Demnach habe die hiesige Währung allein seit der Finanzkrise im Jahr 2007 satte 43 Prozent zum Euro zugelegt.
Noch besser steht es um den Dollar aus Singapur. Diese Währung erlitt in den letzten 16 Jahren nämlich lediglich einen Verlust von 19 Prozent. Gefolgt vom Shekel aus Israel, sowie den Währungen aus Taiwan, China und Hongkong und dem US-Dollar. Sie alle verzeichnen ein Minus von 20 Prozent.
«Die Wechselkursentwicklung des Frankens ist tatsächlich phänomenal», sagt Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Sarasin zur Finanzplattform. Er vermutet gleichzeitig aber auch, dass der Franken vor der grossen Finanzkrise leicht unterbewertet war.
Gleichwohl verfolgt unsere Währung seither stets eine leichten Aufwärtstrend. «Diese reflektiert meiner Einschätzung nach die weiterhin günstigen Wirtschaftsbedingungen in der Schweiz, den Produktivitätsanstieg», sagt Junius. «Aber auch, dass der Franken international als sicherer Hafen gesucht bleibt.»
Inflation vergleichsweise moderat
Essenziell für die aktuelle Entwicklung des Schweizer Frankens sei nach Junius vor allem aber die Inflation: «Die nominale Wechselkursentwicklung lässt sich ganz klar auf die unterschiedlichen Inflationspräferenzen und damit die tieferen Inflationsraten in der Schweiz zurückführen.»
Der starke Schweizer Franken bringt unserem Land aber nicht nur Vorteile – im Gegenteil. Denn hier hergestellte Produkte sind im Ausland meist zu teuer, was den hiesigen Export schwer belastet.
Um Abhilfe zu leisten, versucht die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Frankenaufwertung abzuschwächen. Wie die Wirtschaftsplattform schreibt, habe die SNB deshalb seit der Finanzkrise Fremdwährungen von rund einer halben Billion Franken gekauft. Viel gebracht hat dies bisher aber nicht, wie die Analyse der Plattform zeigt.
Gleichwohl lobt Junius die Investitionen der SNB: «Sie haben die Volatilität des Wechselkurses begrenzt und so dazu beigetragen, dass sich die Schweizer Wirtschaft allmählich und nicht schockartig an ein höheres Wechselkursniveau anpassen konnte.»
Auch generell ist der Chefökonom davon überzeugt, dass der starke Franken für die Schweiz ein Segen statt ein Fluch sei.