Fachkräftemangel: Deutsche Bahn sucht Lernende in Nordafrika
Deutsche Unternehmen haben Fachkräftemangel. Die Deutsche Bahn sucht mit einem neuen Pilotprojekt neue Lernende – in Tunesien, Marokko und Ägypten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Deutsche Bahn will in diesem Jahr noch 24'000 neue Mitarbeiter einstellen.
- Mit einem neuen Projekt stellt die Bahn Lehrlinge aus Tunesien, Marokko und Ägypten ein.
- Bisher sind es zwar erst wenige, trotzdem sei das Projekt wichtig für die Zukunft.
Das Bundesentwicklungsministerium und die Deutsche Bahn haben ein Pilotprojekt für die Gewinnung von Fachkräften auch in Nordafrika gestartet. In diesem Jahr beschäftigt die Bahn erstmals zwei Auszubildende aus Tunesien, die im Rahmen des Projekts nach Deutschland gekommen sind. Das teilten das Unternehmen, das Ministerium und die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Berlin mit. In den kommenden Jahren soll die Anwerbung in Nordafrika deutlich ausgeweitet werden.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) erklärte, der Fachkräftemangel sei bereits «so dramatisch, dass er Wirtschaftskraft und Wohlstand in Deutschland bedroht». Zugleich falle es vielen Entwicklungsländern gerade in Afrika schwer, genügend Jobs für ihre junge, wachsende Bevölkerung zu schaffen. Das Pilotprojekt mit Tunesien und der Deutschen Bahn solle nun wertvolle Pionierarbeit leisten, um künftig noch grössere Lösungen zu entwickeln.
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler erklärte, der Konzern stelle weiter auf einem absoluten Rekordniveau ein. Allein 24'000 Mitarbeiter seien es in diesem Jahr.
Da der Arbeitsmarkt aber immer enger werde, würden ausländischen Fachkräfte perspektivisch immer wichtiger für die Bahn. Die beiden Azubis aus Tunesien seien nun mit Mitte 20 mit einem One-Way-Ticket nach Deutschland gekommen; er habe für diesen Schritt grössten Respekt.
Jährlich 400'000 Zugewanderte im Optimalfall
BA-Chefin Andrea Nahles erklärte, «Deutschland braucht Fachkräfte aus dem Ausland, damit der Arbeitsmarkt weiterhin funktioniert». Erst bei einer jährlichen Nettozuwanderung von 400'000 Menschen bleibe das Niveau bei den Erwerbskräften konstant. «Es ist wichtig, die Fachkräfteeinwanderung zu vereinfachen und bürokratische Hürden zu überwinden. Dies, um Fachkräfte aus anderen Staaten für unseren Arbeitsmarkt zu begeistern», erklärte Nahles.
Umgesetzt wird das mit einem Pilotprojekt der Europäischen Union und des Entwicklungsministeriums zwischen Nordafrika und Europa. Dieses berate und schule die Arbeitsagenturen in Tunesien, Marokko und Ägypten. Weiter verknüpfe es sie mit den Arbeitsagenturen in Belgien, Frankreich und Deutschland.
Es seien bislang 234 Auszubildende und 44 Fachkräfte aus Tunesien, Marokko und Ägypten an Betriebe in Deutschland vermittelt worden. Darunter die Branchen Hotel- und Gaststätten, Elektro, Metallverarbeitung, Sanitär-Heizung-Klimatechnik, Logistik, Bäckerhandwerk, Baugewerbe und Fachinformatik.
Zuvor hatten sie Kurse absolviert, in denen sie Deutschkenntnisse erworben haben. Ausserdem wurden sie auf die deutsche Arbeitskultur und das Leben in Deutschland vorbereitet.