Profitieren Schweizer Bauern vom Hafermilch-Trend?
Emmi bietet neu Hafermilch aus inländischen Rohstoffen an. Eine Ausnahme: Der Grossteil der veganen Drinks stammt aus dem Ausland. Zumindest noch.
Das Wichtigste in Kürze
- Als erster Grosskonzern bietet Emmi neu Hafermilch aus Schweizer Rohstoffen an.
- Inländischer Hafer wird aktuell primär für Tierfutter und Frühstücksflocken verwendet.
- Schweizer Bauern könnten die Hafer-Produktion problemlos aufstocken.
Mittlerweile ist sie auch in kleinen Supermärkten anzutreffen: die Hafermilch, eine pflanzliche Alternative zu herkömmlicher Kuhmilch.
Bisher gingen Schweizer Bauern dabei leer aus. Der Haferdrink im Regal stammt in der Regel aus dem Ausland. Das Produkt der Coop-Eigenmarke Karma stammt aus Italien, der verwendete Hafer aus Frankreich. Der V-Love-Haferdrink der Migros wird ebenfalls im nahen Ausland hergestellt.
Wer Hafermilch aus einheimischer Produktion trinken wollte, musste bisher selbst Hand anlegen. Oder direkt bei den einzelnen Bauern kaufen, die im Hof Hafermilch herstellen.
Emmi setzt auf Schweizer Rohstoffe
Mittlerweile wird das Hafergetränk auch in inländischer Grossproduktion hergestellt. Unter der Marke Beleaf bietet Emmi Drinks aus einheimischer Produktion an. Neuerdings steckt dort Schweizer Hafer drin.
Man habe die Frage gestellt, wie sich Emmi gegenüber anderen Anbietern differenzieren könne, sagt Konzernsprecherin Sibylle Umiker. «Da wir unsere Produkte in der Schweiz herstellen und darauf auch stolz sind, war für uns der Schritt zu noch mehr Swissness fast schon eine logische Konsequenz.»
Emmi hat die Produktlinie bereits letztes Jahr lanciert, die Umstellung auf inländischen Hafer erfolgte 2021. Der inländische Rohstoff sei nicht teurer, sagt Umiker. Mit 3,50 Franken Verkaufspreis ist der Drink freilich kein Schnäppchen. Ein Liter Milch kostet weniger als die Hälfte.
Primär Tierfutter und Frühstücksflocken
Bisher wurde Schweizer Hafer primär als Tierfutter und für Frühstücksflocken verwendet. «Hafer lässt sich in der Schweiz gut anbauen. Und die Produktion lässt sich von einem Jahr auf das nächste anpassen», sagt Bauernverband-Sprecherin Sandra Helfenstein.
Gemäss Emmi dürfte es kein Problem sein, Hafermilch in grösseren Mengen aus Schweizer Rohstoffen zu produzieren. Auch Helfenstein teilt diese Ansicht.
Vegane Produkte sind im Trend, der Konsum von Trinkmilch nimmt hingegen ab. Doch lohnt es sich für Bauern, auf Hafer statt Milch zu setzen? Helfenstein dazu: «Gemäss unseren Berechnungen wäre Schweizer Hafer bei den teuren Preisen, welche für Hafermilch verlangt werden, problemlos konkurrenzfähig.»
Gut möglich, dass bald auch die Detailhandelsriesen bei ihren Eigenmarken-Drinks auf inländischen Hafer umstellen. Coop und Migros prüfen beide, in veganen Produkten vermehrt Schweizer Rohstoffe einzusetzen.