Raiffeisen verzeichnet Gewinnrückgang
Nach der Vincenz-Affäre leidet die Raiffeisen Gruppe. Der Konzerngewinn sackte auf mehr als 500 Millionen Franken ab – doch die Kunden bleiben der Bank treu.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute präsentierte die Raiffeisen-Gruppe das Jahresresultat 2018.
- Der Konzerngewinn sackte auf 541 Millionen Franken ab.
Für die Raiffeisen-Gruppe stand das Geschäftsjahr 2018 ganz im Zeichen der Aufarbeitung der Ära des früheren Konzernchefs Pierin Vincenz. Der Konzerngewinn sackte wegen umfangreicher Bewertungskorrekturen für die unter Vincenz aufgebauten Beteiligungen ab.
Eine schon im Januar angekündigte Überprüfung sämtlicher Beteiligungen von Raiffeisen Schweiz führte im Jahresresultat 2018 zu Belastungen in der Höhe von 270 Millionen Franken, wie Raiffeisen am Freitag mitteilte. Der Gruppengewinn für das Jahr 2018 sackte in der Folge um 41 Prozent auf 541 Millionen Franken ab.
Die Raiffeisen-Kunden liessen sich aber nicht von den negativen Schlagzeilen vergraulen: Die Bankengruppe konnte im Hypothekargeschäft weiter zulegen und verzeichnete auch einen weiteren Neugeldzufluss.
Stabiles operatives Geschäft
Präsentiert wurde das Resultat am Freitag vor den Medien von einer rundum erneuerten Führung der Genossenschaftsbank. CEO Heinz Huber, der das Ruder erst im Januar übernommen hatte, zeigte sich dabei angesichts des stabilen operativen Geschäfts mit dem Resultat zufrieden. Er verwies etwa auch auf einen "erfreulichen" Neugeldzufluss von rund 6,3 Milliarden Franken.
Im Hypothekarmarkt setzte die Bankengruppe ihr Wachstum mit einem Anstieg der Kreditforderungen um 4,0 Prozent auf 179,6 Milliarden Franken fort, wobei sie erneut leicht schneller als der Markt wuchs. Der Marktanteil von Raiffeisen im Hypothekarmarkt erhöhte sich daher leicht auf 17,6 von 17,5 Prozent.
Das Zinsengeschäft, das klar wichtigste Geschäft der Gruppe, zeigte sich entsprechend stabil. Der Nettoertrag ging zwar um 0,9 Prozent auf 2,23 Milliarden Franken zurück, der Grund lag aber in etwas höheren Wertberichtigungen für gefährdete Kredite. Rückläufige Zahlen wies Raiffeisen im Kommissionsgeschäft (-8,8 Prozent) aus, was allerdings auf den vergangenes Jahr erfolgten Verkauf der Privatbank Notenstein La Roche zurückzuführen war.
Jahr der Aufarbeitung
Insgesamt hielten die Kundinnen und Kunden Raiffeisen die Treue, wie auch Ivan Knöpfli von der Raiffeisenbank Rigi vor den Medien sagte. Zwar hätten die Ereignisse um die Raiffeisen-Führung zeitweise zu Verunsicherung und Fragen geführt, räumte er ein. Die Kunden hätten aber unterscheiden können, dass die Vorkommnisse in der Raiffeisen-Zentrale mit der Arbeit in der regionalen Raiffeisenbank nichts zu tun habe.
Raiffeisen hatte im vergangenen Jahr für zahlreiche Negativschlagzeilen gesorgt, nachdem der frühere CEO Vincenz wegen dem Vorwurf der ungetreuen Geschäftsbesorgung von der Zürcher Justiz in Untersuchungshaft gesetzt worden war. In der Ära des umtriebigen Vincenz hatte Raiffeisen Schweiz zwischen 2012 und 2015 durch Zukäufe von Beteiligungen neue Geschäftsbereiche im Wert von über einer Milliarde Franken aufgebaut. Die Justizbehörden werfen ihm vor, sich dabei auch persönlich bereichert zu haben.
In der Folge der Verhaftung des früheren CEO war im Jahresverlauf der Verwaltungsrat fast rundum erneuert worden und auch der Vincenz-Nachfolger Patrik Gisel hatte den Hut nehmen müssen. Heftigen Tadel für die Amtsführung unter Vincenz gab es zudem von der Finanzmarktaufsicht Finma, aber auch eine interne Untersuchung von Raiffeisen stellte der früheren Raiffeisen-Führung ein miserables Zeugnis aus.