Raiffeisen übersteht Horrorjahr mit blauem Auge
Nach der Ära Vincenz ist der Gewinn der Raiffeisen eingebrochen. Trotzdem hat die Bank das vergangene Jahr überraschend gut überstanden. Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Raiffeisen hat letztes Jahr 41 Prozent weniger Gewinn gemacht.
- Gleichzeitig flossen über 6 Milliarden Franken an Neugeldern zu.
Auf den ersten Blick ist es eine Schock-Nachricht: Der Reingewinn von Raiffeisen ist letztes Jahr auf 541 Millionen Franken zurückgegangen. Das entspricht einem Minus von happigen 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Ära Pierin Vincenz verhagelt dem Unternehmen das Ergebnis. Im Rahmen der Aufarbeitung der Machenschaften des Ex-Chefs hat die Genossenschaftsbank die Beteiligungen neu bewertet. Das führte zu Abschreibungen von rund 200 Millionen Franken.
Damit nicht genug. Dazu kamen noch Rückstellungen für den Kauf des Informatik-Joint Ventures Arizon Sourcing für 69 Millionen Franken. Zudem hat die Genossenschaftsbank die Reserven um 120 Millionen gestärkt. Für «allgemeine Bankrisiken», wie die Raiffeisen schreibt.
Dass der Gesamtertrag zurück ging, überrascht nicht. Immerhin hat die Bankengruppe die Privatbank Notenstein La Roche verkauft.
Doch hat der Rummel um Ex-Chef Vincenz operativ keine Spuren hinterlassen. Im Gegenteil: Die Genossenschaftsbank hat letztes Jahr alleine 6,3 Milliarden Franken Neugelder angezogen.
Im wichtigen Hypothekengeschäft ist die Bank um vier Prozent gewachsen. Damit kommt die Raiffeisen im Schweizer Hypothekarmarkt auf einen Marktanteil von 17,6 Prozent.
Anfang 2018 wurde Ex-Chef Vincenz in U-Haft gesteckt. Er soll bei gewissen Deals doppelt abkassiert haben. Darauf geriet auch sein Nachfolger Patrik Gisel unter Druck. Er nahm im vergangenen Herbst, früher als angekündigt, den Hut.
Für Vincenz gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung. Experten waren sich einig, dass die Bank einen massiven Imageverlust erlitten hat. Doch wie jüngste Zahlen zeigen: Das Vertrauen in die 240 Genossenschaftsbanken ist nach wie vor vorhanden.