SBB für neues Velo-Projekt in der Kritik
Die SBB lancieren ein Pilotprojekt, das die Benützung von Velos in Kombinierung mit dem ÖV fördern soll. Guter Versuch, falsche Stossrichtung, findet Pro Velo.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SBB wollen, dass mehr Pendlerinnen und Pendler ihre Velos im ÖV mitnehmen.
- Dafür startet sie ein Pilotprojekt: 30 Leute dürfen ein Faltvelo vergünstigt mieten.
- Pro Velo kritisiert die Schwerpunktsetzung der SBB; Pendler seien die falsche Zielgruppe.
Die SBB wollen vom Veloboom profitieren. Deshalb startet sie in der Region Biel ein Pilotprojekt, das ÖV und Faltvelo kombiniert. Das Ziel: Den Pendlerinnen und Pendler ermöglichen, Teile ihrer Strecke sowohl mit dem Velo, als auch mit dem ÖV zu absolvieren.
Die kombinierte Mobilität fördern: Wie?
Besonders seit dem covidbedingten Lockdown habe die individuelle Mobilität wieder an Beliebtheit gewonnen, schreibt die SBB in einer Medienmitteilung. Gleichzeitig seien den Fahrradplätzen rund um Bahnhöfe Grenzen gesetzt. Darum das Projekt mit dem Faltvelo, welches man einfach und kompakt verpacken könne.
Der Verein Pro Velo sagt auf Anfrage, man begrüsse den Innovationsversuch. Doch: «Das Pilotprojekt der SBB interessiert sicherlich eine Nischengruppe», schreibt Sprecherin Claudia Bucher. Jedoch werde das Hauptproblem mit «dieser Stossrichtung» nicht gelöst.
Ausserdem ist die Taschenpflicht zur Verstauung der Velos Pro Velo ein Dorn im Auge. «Die Velos sind nicht schmutziger als zum Beispiel Kinderwagen und lassen sich leicht zwischen die Sitze schieben. Wenn man das Velo in eine Hülle packen muss, sinkt die Attraktivität am Angebot», erklärt Bucher.
Doch das Hauptproblem sei Folgendes: Diejenigen, die unter der mangelhaften Veloinfrastruktur der Züge litten, seien nicht Pendler, sondern Freizeitfahrende. Deshalb fordere Pro Velo mehr grosse Veloabteile, keine obligatorischen Reservierungen und einfache Verstauungsmöglichkeiten.
SBB wollen dem Velo-Anstieg gerecht werden
Das Problem zeigen auch Zahlen der SBB. Im Juli erreichte alleine der Verkauf von Velotageskarten ein Plus von vierzig Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das entspricht rund 80'000 Tageskarten. An Spitzentagen waren 15'000 Velos transportiert worden.
Zu den Forderungen von Pro Velo sagt Mediensprecherin Sabine Baumgartner, die SBB hätten mit verschiedenen Massnahmen auf den Anstieg reagiert. Zum Beispiel seien Gepäcksabteile für Velos geöffnet, oder zusätzlichen Wagen mit grossen Veloabteilen hinzugefügt worden.
«Unsere Fachleute arbeiten derzeit an weiteren Lösungen, um dem Anstieg auch in Zukunft gerecht zu werden», erklärt Baumgartner. Dafür sei man auch im Dialog mit Pro Velo oder dem Verkehrs-Club Schweiz.