Schweiz nimmt chinesische Onlineshops in die Pflicht

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Aliexpress und Co. sollten eigentlich in der Schweiz Mehrwertsteuer zahlen. Doch das klappt nicht. China-Shops bleiben aber weiterhin im Vorteil.

Alibaba singles? day
Beim «Single's Day» machen mehr als 200'000 Marken von Alibaba mit. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat soll verhindern, dass Online-Shops aus China die Mehrwertsteuer umgehen.
  • Allerdings haben die Chinesischen Online-Shops weiterhin Vorteile.

Ein Klick, schon ist der neue Laptop-Akku bestellt. Zum Spottpreis, direkt aus China. Versand kostet fast nichts.

Und die Mehrwertsteuer fällt auch nicht an. Selbst wenn der Kunde bei Giganten wie Aliexpress (Umsatz 40 Milliarden Dollar weltweit) bestellt. Das überrascht, sind ausländische Online-Shops ab einem Jahresumsatz von 100'000 Franken doch mehrwertsteuerpflichtig.

Das Problem: Aliexpress ist ein Marktplatz, über den tausende Händler ihre Ware verkaufen. Rechtlich gesehen ist der Gigant aus China nur ein Vermittler.

Das soll sich jetzt ändern. Gestern hat der Nationalrat eine Motion von CVP-Ständerat Beat Vonlanthen überwiesen. Der Bundesrat muss Massnahmen treffen, um ausländische Online-Marktplätze bei Lieferungen in die Schweiz der Mehrwertsteuer zu unterstellen. Wie das umgesetzt werden soll, lässt die Motion offen.

50 Millionen in Bundeskassen

«Wir sind froh, dass etwas geht und dass man sich nun mit einer Gesetzesanpassung dem Thema annimmt», sagt Patrick Kessler. Er ist Präsident vom VSV, dem Verband des Schweizerischen Versandhandels.

Die Massnahmen dürften auch mehr Geld in die Bundeskassen bringen. Dem Bund entgehen durch die Trickserei aktuell jährlich 50 Millionen Franken.

Dass Schweizer hingegen nun weniger bei China-Shops bestellen, glaubt Kessler nicht. «Wir reden hier von 7,7 Prozent Mehrwertsteuer auf Artikelpreise, welche häufig viel tiefer sind als in der Schweiz.»

Allerdings sieht Kessler die Schweizer Online-Händler gegenüber der Konkurrenz aus Fernost selbst nach Umsetzung der Motion noch im Nachteil. «Wir haben bei den Versandkonditionen immer noch dramatische Nachteile gegenüber etwa chinesischen Onlinehändlern.»

China bleibt im Vorteil

Grund: Weil der Weltpostverein China als Drittweltland sieht, sind die Konditionen massiv besser. Beispiel: Das chinesische Online-Portal Wish kann einen aufgeblasenen Fussball für 2.30 Franken in die Schweiz schicken. Ein Schweizer Händler zahlt dafür bis zu 7 Franken.

Für Kessler ist darum klar, dass die Motion nur ein kleiner Teil ist. «Da müssen sich noch ganz andere Dinge ändern, dass ein Schweizer Online-Händler auf Augenhöhe agieren kann.»

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