Schweizer Arbeitsmarkt erholt sich eindrücklich vom Coronaschock
Der Schweizer Arbeitsmarkt hat sich im vergangenen Jahr vom Coronaschock weiter stark erholt.
Das Wichtigste in Kürze
- «Die Lage am Arbeitsmarkt ist gut und wir nähern uns an die Normalität von vor der Corona-Zeit an», sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), am Freitag an einer Medienkonferenz.
Der Schweizer Arbeitsmarkt hat sich im vergangenen Jahr vom Coronaschock weiter stark erholt: Ende 2021 waren deutlich weniger Menschen als arbeitslos gemeldet als noch ein Jahr zuvor. Ausserdem wird Kurzarbeit von den Unternehmen kaum noch beansprucht.
Und Zürcher geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit im laufenden Jahr weiter abnehmen wird.
Im Dezember 2021 waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 121'728 Personen als arbeitslos gemeldet. Das waren im Vergleich zum November zwar 5484 mehr, gegenüber dem Vorjahresmonat lag die Zahl aber um 41'817 Personen tiefer. Ein derart deutlicher Rückgang hat Seltenheitswert.
Die Entspannung am Arbeitsmarkt lässt sich auch an der Arbeitslosenquote ablesen: Die war bis Ende 2020 unter dem Eindruck der zweiten Coronawelle und nach erneuter Einführung von Massnahmen zur Pandemiebekämpfung auf 3,5 Prozent geklettert. Im Dezember 2021 lag die Quote bei 2,6 Prozent und damit nur leicht über dem sehr guten 2019er-Wert.
Der Arbeitsmarkt steige in einer sehr robusten Verfassung ins neue Jahr, sagte Zürcher. Zwar dürfte die Arbeitslosenquote zu Jahresbeginn noch leicht ansteigen, spätestens aber ab dem Frühjahr sei ein weiterer Rückgang zu erwarten. Die Seco-Ökonomen rechnen für 2022 mit einer durchschnittlichen Jahresquote von 2,4 Prozent nach 3,0 Prozent im 2021.
Ein grosser Unsicherheitsfaktor bleibe aber die Entwicklung der Corona-Pandemie und der aktuell grassierenden Omikron-Variante, warnte Zürcher. Sollten erneut einschränkende Massnahmen durch den Bund verordnet werden, dürfte dies die Erholung am Arbeitsmarkt bremsen.
Vor Lockdowns und damit verbundenen Massnahmen wie Betriebsschliessungen schützt das Instrument der Kurzarbeit die Unternehmen und ihre Mitarbeitenden. Dieses Angebot sei der Grund dafür, dass während der Coronakrise nicht mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit abgeschlittert sind.
Im letzten Jahr hätten bis zu 57'000 Betriebe von Kurzarbeitsentschädigungen Gebrauch gemacht, sagte Zürcher. Höhepunkt war der Februar mit 523'687 Personen in Kurzarbeit. Danach sank die Zahl kontinuierlich auf zuletzt 48'264 Arbeitnehmende im Oktober. Zum Vergleich: Im Lockdown-Monat April 2020 waren gar beinahe 2 Millionen Menschen in Kurzarbeit.
Trotz des Rückgangs gehen die Kosten aus der Kurzarbeit für den Bund in die Milliarden, denn er kommt letztendlich dafür auf. Zürcher schätzt, dass für 2021 insgesamt rund 5 Milliarden Franken an Kurzarbeitsgeldern ausgegeben werden. Im Jahr 2020 wurde der Bundeshaushalt dadurch gar mit 9,2 Milliarden Franken belastet.
Massnahmen wie Kurzarbeit, zusätzliche Taggelder oder die verlängerte Dauer für den Bezug von Arbeitslosengeldern hätten darüber hinaus dazu geführt, dass während der Krise kaum arbeitslose Personen ausgesteuert werden mussten und so ihren Anspruch auf Gelder aus der Arbeitslosenkasse verloren. Die Sozialhilfe sei also kaum belastet worden, erklärte Zürcher.
Zug um Zug dürften allerdings Massnahmen zum Schutz von arbeitslosen Personen wegfallen und damit die Zahl der Aussteuerungen wieder anziehen. Aufgrund von Nachholeffekten sei jedoch nur mit einem moderaten Anstieg zu rechnen, versicherte Zürcher. Die Lage bei den Aussteuerungen werde sich auf «sanfte» Weise normalisieren.