Schweizer essen wegen Corona-Krise mehr Import-Käse
Frischprodukte sind in Corona-Zeiten besonders beliebt. Doch viel Käse, den Schweizer verspeisen, wird aus dem Ausland importiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Jahresbeginn haben die Käse-Importe um 15 Prozent zugelegt.
- Mit einem Plus von zwei Prozent sind die Exporte deutlich weniger gewachsen.
Im Ausland hat die Schweiz ein Image als Käse-Land. Das hat sich während der Corona-Krise nicht geändert. Im Gegenteil.
Von Januar bis Juni zogen die Käse-Exporte um zwei Prozent an. Dies zeigen aktuelle Zahlen der Datenbank Milch – der zentralen Milchdatenplattform der Schweiz. Das entspricht einer Zunahme von 686 Tonnen.
Im ersten Halbjahr wurden weltweit 34'593 Tonnen Schweizer Käse exportiert. Ein Plus verzeichnet die Branche primär in Europa und den USA.
Allerdings hat die Corona-Krise auch eine andere Seite. Nicht nur die Exporte legten zu, auch die Importe. Und zwar deutlich.
15 Prozent mehr Import-Käse
In den ersten sechs Monaten wurden 36'704 Tonnen Käse importiert. Das sind 4889 Tonnen mehr als im Vorjahreszeitraum, ein Plus von über 15 Prozent. Unter dem Strich liegt der Anteil von Inland-Käse aktuell bei 66 Prozent.
Der Trend zu mehr Käse aus dem Ausland zeichnete sich schon im Vorjahr ab. Allerdings war der Import-Überschuss deutlich geringer.
Warum haben sich Schweizer während der Krise besonders auf Import-Käse gestürzt? Pierre-André Pittet von Swissmilk geht von einer teilweisen Kompensation des Einkaufstourismus aus. Denn gerade günstiger Käse aus dem Ausland erfreute in den letzten Monaten hoher Beliebtheit. «Es wurden dazu grössere Mengen mit ausländischem Reibkäse umgesetzt.»
Gemäss der Migros hat während der Corona-Zeit die Nachfrage nach lange haltbarem Schmelzkäse besonders stark zugelegt. Doch: «Seitens Migros kann allgemein nicht festgestellt werden, dass der Käse-Import anfangs Jahr signifikant zugenommen hat», sagt Sprecher Tristan Cerf.
Auch Schweizer Käse mehr gefragt
Coop-Sprecher Patrick Häfliger sagt, dass Schweizer Produkte bei Coop «klar Priorität» hätten. Doch: «Viele saisonal beliebte Produkte wie Mozzarella, Feta, Burrata oder Halloumi werden traditionellerweise vor allem im Ausland hergestellt.»
Er hält fest, dass während der Corona-Krise insgesamt die Nachfrage nach Frischprodukten gestiegen ist. «Dies betrifft auch Milchprodukte wie Käse aus der Schweiz und dem Ausland.»
Häfligers Aussage stützen auch die Zahlen der Milchbranche. Nicht nur die Importe und Exporte haben zugelegt. Ende Mai war die inländische Käse-Produktion mit 84'015 Tonnen insgesamt 4,2 Prozent über dem Vorjahr.