Schweizer Exportfirmen hadern weiter mit der Corona-Krise
In China kehrt langsam das Wachstum zurück. Davon profitiert der Schweizer Export aber kaum. Hierzulande sind die Zahlen nach wie vor rückläufig.
Das Wichtigste in Kürze
- Chinas Wirtschaft konnte im zweiten Quartal um 3,2 Prozent zulegen.
- Der Schweizer Export ist seit März aber weiterhin rückläufig.
Die Corona-Pandemie hatte in China einen historischen Einbruch der Wirtschaft zur Folge. Erstmals seit Beginn der offiziellen Aufzeichnungen (1992) hatte die Volksrepublik im ersten Quartal ein negatives Wirtschaftswachstum von 6,8 Prozent. Unter dem Strich ergab sich damit ein Minus von 1,6 Prozent im ersten Halbjahr.
Nun aber kehrt das Wachstum langsam zurück. Bereits im darauffolgenden Quartal legte Chinas Wirtschaft um 3,2 Prozent zu. Auch der Aussenhandel hat sich überraschend gut erholt. Exporte und Importe der grössten Handelsnation lagen im Juni erstmals wieder im Plus.
Davon spürt die Schweiz aber nicht viel. Nach Deutschland (23 %) und den USA (22 %) ist China mit rund 11 Prozent der drittwichtigste Absatzmarkt. Im Gegensatz zu den anderen beiden Ländern nimmt der Export in die Volksrepublik aber stetig ab.
«Die Exporte nach China sind seit März rückläufig», erklärt Hasan Demir vom Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD) auf Anfrage. Allein im Mai habe sich der Rückgang im Vergleich zum Vormonat mehr als verdoppelt. In Zahlen ausgedrückt heisst das: Der Rückgang ging von minus 4,0 Prozent auf minus 9,4 Prozent zurück.
Reisebeschränkungen vermiesen das Geschäft
Besonders hart trifft es die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Wie Mediensprecher Jonas Lang sagt, rechnen rund 60 Prozent aller MEM-Unternehmen mit einem Corona-bedingten Umsatzeinbruch von 10 bis 30 Prozent. Überbrückt würden die finanziellen Engpässe mit Kurzarbeitsentschädigung, so Lang weiter.
Deutlich besser läuft es in der Pharma- und Medizinaltechnikindustrie. Hier gibt es kaum Umsatzeinbussen zu verzeichnen. Aber warum? Für Jonas Lang ist der Fall klar: «Die Reisebeschränkungen stellen für unsere Unternehmen ein grosses Hindernis dar.»
Fachspezialisten müssten für die Installation von Maschinen ins Ausland reisen. Andererseits würden Kunden ihre Produkte gerne vor Ort abnehmen. «All dies sei während Monaten nur sehr beschränkt oder gar nicht möglich gewesen», erklärt Lang. Folglich seien den Unternehmen diverse Geschäftsmöglichkeiten entgangen.
Stärkster Wirtschaftseinbruch seit Erdölkrise
Harte Zeiten für den Export, findet auch Rudolf Minsch. Wie der Chefökonom von economiesuisse erklärt, erlebt der Schweizer Export aktuell den stärksten Wirtschaftseinbruch seit der Erdölkrise. Und das dürfte auch bis in den Herbst andauern.
Nichtsdestotrotz bleibt Minsch zuversichtlich: «Viele Unternehmen sind gut aufgestellt, sind innovativ und können die schwierige Zeit überbrücken.»