Schweizer Hochschulen glauben an Rückkehr des Präsenzunterrichts
Corona hat gezeigt: Der Online-Unterricht funktioniert – und zwar gut. Eine rein digitale Lehre schliessen Schweizer Hochschulen allerdings aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Pandemie hat die digitale Lehre innert kürzester Zeit beschleunigt.
- Eine Rückkehr des Präsenzunterrichts schliessen Schweizer Hochschulen aber nicht aus.
- Vielmehr stellen sie sich auf eine Kombination aus Präsenz- und Online-Unterricht ein.
Die Corona-Pandemie hat den Alltag zahlreicher Studierenden auf den Kopf gestellt. Statt hitzigen Debatten im Vorlesungssaal pausiert das soziale Leben an den Universitäten. Studiert wird zu Hause, vor dem Bildschirm – und das von einem Tag auf den anderen.
«Die Umstellung des Unterrichts musste im März 2020 mitten im laufenden Semester und praktisch ohne Vorlauf bewerkstelligt werden», erinnert sich Kurt Bodenmüller von der Universität Zürich. Das sei eine gewaltige Anstrengung gewesen – insbesondere auf technischer sowie organisatorischer Ebene.
Studierende vermissen den kulturellen Austausch
Die wohl grösste Hürde kristallisierte sich allerdings im kulturellen Leben heraus, wie Dominik Lehmann von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) erklärt: «Für manche Studierende ist die aktuelle Situation nicht einfach.» Vielen fehle das gemeinsame soziale Studienleben und der persönliche Austausch auf dem Campus.
«So online-affin die Studierenden auch sind, sie wollen sich weiterhin physisch treffen», bestätigt auch Bodenmüller von der Universität Zürich.
Die grosse Mehrheit der von Nau.ch befragten Hochschulen haben deshalb virtuelle Sprech- und Fragestunden eingeführt, wo sich Studierende und Dozierende untereinander austauschen können. Vereinzelt gibt es auch psychologische Beratungsstellen.
Umstellung auf Online-Lehre funktionierte gut
Trotz all dieser Herausforderungen zeigen sich die Schweizer Hochschulen mit der Umstellung aber zufrieden. «Oberstes Ziel war es, die Aus- und Weiterbildung aufrechtzuerhalten», erklärt Dominik Lehmann. Und dieses Ziel habe die FHNW erreicht.
Auch die Universitäten in Zürich und Basel sowie die ZHAW bezeichnen ihre Umstellung auf die Fernlehre als «gut», die Universität Bern sogar als «sehr gut».
«Blenden Learning» – das neue Zukunftsmodell?
Eine komplette Umstellung auf den Online-Unterricht können und wollen sich die Schweizer Hochschulen aber nicht vorstellen. «Die Universität Bern ist weiterhin vom besonderen Wert der Präsenzlehre überzeugt», sagt Ivo Schmucki.
Sie und auch andere Institutionen überlegen deshalb hybride Studienformen oder das sogenannte «Blenden Learning» einzuführen. Dabei stellen die Dozierenden den Studierenden die Wissensinhalte über Podcasts vorgängig zur Verfügung. Die Studierenden bearbeiten die Inhalte von zu Hause aus und kommen dann vorbereitet in den Präsenzunterricht.