Schweizer Leistungsbilanz mit einem Defizit im vierten Quartal
Die Schweizer Volkswirtschaft hat im vierten Quartal 2020 in ihrer Leistungsbilanz nicht wie üblich einen Überschuss erzielt, sondern ein Minus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Volkswirtschaft hat im vierten Quartal 2020 ein Minus erzielt.
- Dafür verantwortlich waren Rückgänge bei den Primär- und Sekundäreinkommen.
Die Schweizer Volkswirtschaft hat im vierten Quartal 2020 in ihrer Leistungsbilanz nicht wie üblich einen Überschuss erzielt, sondern ein Minus. Rückgänge bei den Primär- und Sekundäreinkommen waren massgeblich für das Defizit verantwortlich.
In den Monaten Oktober bis Dezember hat die Schweiz 2,9 Milliarden Franken weniger eingenommen als sie ausgegeben hat, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Montag mitteilte. Im dritten Quartal hatte sich noch ein Überschuss von 11,5 Milliarden und im Vorjahresquartal ein solcher von sehr hohen 16,3 Milliarden Franken errechnet. Die Werte aus der Leistungsbilanz werden dabei laufend teilweise stark angepasst.
Hohe Überschüsse in den ersten drei Quartalen
Das Defizit in der Leistungsbilanz und den deutlichen Rückgang verglichen mit dem Vorjahr führt die SNB in erster Linie auf die bei den Primär- (Arbeits- und Kapitaleinkommen) und Sekundäreinkommen (laufende Übertragungen) gestiegenen Ausgabenüberschüsse zurück, wie sie in der Mitteilung weiter schreibt.
Bei den Primäreinkommen war die Entwicklung der Direktinvestitionen entscheidend: Da gingen die Einnahmen deutlich stärker zurück als die Ausgaben. Als Primäreinkommens-Saldo verblieb am Ende ein Minus von knapp 14 Milliarden Franken.
Bei den Sekundäreinkommen betrug das Defizit 6,8 Milliarden. Grund dafür sind laut SNB höhere Schadenszahlungen der Privatversicherer während der Coronakrise. Dagegen stand in der Leistungsbilanz ein Überschuss aus Waren und Dienstleistungen in Höhe von 17,6 Milliarden Franken.
In den ersten drei Quartalen des letzten Jahres hatte die SNB für die Leistungsbilanz jedoch stets hohe Überschüsse ausgewiesen. Im Gesamtjahr 2020 lag der Saldo daher mit 27 Milliarden Franken klar im Plus, er fiel aber verglichen mit 2019 um 22 Milliarden zurück.
Minus bei Sekundäreinkommen typisch
Vor allem tiefere Einnahmenüberschüsse im Waren- und Dienstleistungshandel seien der Grund für den Rückgang in der Jahresbilanz. Bei den Waren etwa habe der Rückgang der Einnahmen bei gleichbleibenden Ausgaben zu einer Abnahme des Saldos um 11 Milliarden auf 64 Milliarden Franken geführt.
Zwar seien im konjunkturabhängigen Warenhandel sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben stark rückläufig gewesen, doch hätten höhere Ausgaben für Goldimporte den Rückgang auf der Ausgabenseite kompensiert, schreibt die SNB. Bei den Dienstleistungen sanken die Einnahmen stärker als die Ausgaben was zu einer Abnahme des Saldos um 8 auf eine Milliarde Franken führte.
In der Leistungsbilanz werden alle Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft erfasst, wobei neben dem reinen Warenhandel auch der Handel mit Dienstleistungen (Tourismus etc.), Arbeits- und Kapitaleinkommen sowie laufende Übertragungen dazu gezählt werden. Das Minus bei den Sekundäreinkommen ist typisch für die Schweiz und ist vor allem auf Geldübertragungen von ausländischen Personen in ihre Heimatländer zurückzuführen.
Die SNB informierte zudem über die Kapitalbilanz - also über jene Geldströme, welche über die Grenze gehen. Dort resultierte im vierten Quartal ein Nettozugang von 9 Milliarden Franken bei den Aktiven respektive von 6 Milliarden bei den Passiven.
Nettoauslandsvermögen schrumpfte
Auf der Aktivseite seien die Währungsreserven, die Portfolioinvestitionen sowie die «Übrigen Investitionen» für den Nettozugang verantwortlich gewesen, so die SNB. Auf der Passivseite war dieser überwiegend den «Übrigen Investitionen» geschuldet.
Das Nettoauslandvermögen schrumpfte gegenüber dem Vorquartal um 8 Milliarden und zum Vorjahresquartal um 56 Milliarden auf 662 Milliarden Franken. Dabei stieg der Bestand der Passiven stärker als jener der Aktiven an. Auf beiden Seiten hätten währungsbedingte Bewertungsverluste aufgrund des schwächeren US-Dollars und Bewertungsgewinne wegen steigender Börsenkurse die Entwicklung beeinflusst.