Schweizer Technologie: Eine Raumstation aus Dübendorf?
Starlab Space will eine private Raumstation ins All schicken. Dazu will das internationale Joint Venture auch einen Standort in Dübendorf eröffnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Internationale Raumstation ISS wird Ende des Jahrzehnts ausgemustert.
- Starlab Space will mit einer privaten Raumstation den erdnahen Weltraum erschliessen.
- Die Schweiz will ihre Kompetenzen in der Raumfahrt ausbauen.
Das wohl teuerste Projekt der Menschheitsgeschichte geht zu Ende: Nur noch bis 2030 soll die Internationale Raumstation ISS um die Erde kreisen. Wenn sie in gut fünf Jahren verschrottet wird, haben die Steuerzahler weltweit rund 200 Milliarden US-Dollar dafür bezahlt.
Die nächste Raumstation könnte den Steuerzahler deutlich weniger kosten: Die Firma Starlab will eine private, industriegetriebene Raumstation bauen. Der Zeitplan ist ehrgeizig: Schon Ende des Jahrzehnts sollen die ersten Teile ins All geschossen werden. Die neue Station soll die Kontinuität von Forschung und Wissenschaft in der Erdumlaufbahn gewährleisten. Schweizer Technologie könnte dabei eine wichtige Rolle spielen: Starlab will sich im Swiss Innovation Park in Dübendorf ansiedeln. Eine entsprechende Absichtserklärung hat das Unternehmen am Montag mit der Stiftung Switzerland Innovation Park Zurich und dem neu gegründeten Center for Space and Aviation Switzerland and Liechtenstein unterzeichnet.
Mit der neuen Raumstation will Starlab nicht nur die nahtlose Weiterführung der Forschungs- und Wissenschaftsaktivitäten im Weltraum sicherstellen, sondern auch den erdnahen Orbit für private Unternehmen erschliessen. So sollen langfristig Produkte und Anwendungen realisiert werden, die unter den einzigartigen Bedingungen der Schwerelosigkeit in höherer Qualität hergestellt werden können. Dazu gehören beispielsweise Halbleiter, Glasfaser und biomedizinische Produkte wie Medikamente, menschliches Gewebe aus Stammzellen für Transplantationen oder Tumor-Organoide für die Präzisionsmedizin.
Einzelheiten noch nicht bekannt
In Dübendorf könnte ein Zentrum für die Entwicklung und den Betrieb von Nutzlasten für die neue Raumstation entstehen, heisst es in einer Mitteilung des Unternehmens. Wann genau es losgeht und wie viele Menschen in Dübendorf an der neuen Raumstation arbeiten werden, ist noch offen. Auch über die Höhe der geplanten Investitionen schweigen sich die Verantwortlichen noch aus. Der Hauptsitz von Starlab Space befindet sich in Webster, Texas, USA. Weitere Standorte sind unter anderem in Deutschland und Japan geplant. Die Firma ist ein Joint Venture mehrerer grosser Raumfahrtunternehmen aus den USA, Europa und Japan. Federführend bei der Entwicklung der neuen Raumstation ist Airbus. Der europäische Luft- und Raumfahrtriese hat bereits für die ISS das europäische Forschungsmodul «Columbus» geliefert.
Zürich will die Raumfahrt stärken
Die Ansiedlung von Starlab Space soll ein Eckpfeiler beim Umbau des Flugplatzes Dübendorf zu einem der grössten Innovationszentren Europas sein. Im Endausbau sollen dort 15’000 Menschen an neuen Schweizer Technologien arbeiten. Weltraumtechnologien sollen dabei eine wichtige Rolle spielen. Der Kanton Zürich hat die Raumfahrt zu einem seiner drei «Innovations-Leuchtturmprojekte» erklärt. Mit Starlab und dem im letzten Sommer neu gegründeten «Center for Space and Aviation» soll Dübendorf zu einer Drehscheibe für die schnell wachsende kommerzielle Raumfahrt in Europa werden.
Auch die aktualisierte Schweizer Raumfahrtpolitik aus dem Jahr 2023 ist auf den dynamischen globalen Raumfahrtsektor abgestimmt. Durch die Unterstützung von Forschenden, den Wissenstransfer und die Förderung junger Talente soll die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Raumfahrtunternehmen gestärkt werden.