Sigmar Gabriel verteidigt Wechsel in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank
Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat Kritik an seinem geplanten Wechsel in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank zurückgewiesen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ex-Minister kritisiert «Generalverdacht» gegenüber Politikern.
«Ich finde es schlimm, dass sofort der Generalverdacht entsteht, man würde sozusagen seine Seele verkaufen, wenn man nach dem Ende seiner politischen Laufbahn eine Aufgabe in der Wirtschaft wahrnimmt», sagte er der «Bild am Sonntag». Er werde auch in Zukunft nicht anders denken und handeln als bisher.
Der Ex-Vizekanzler warf die Frage auf, welche Jobs Politiker nach ihrer politischen Karriere überhaupt annehmen dürfen: «Sie sollen keine vorzeitigen Pensionen beziehen, sie sollen nicht zu Lobbyisten werden und eigentlich sollen sie auch nicht in die Wirtschaft gehen. Was denn dann?»
Gabriel betonte, dass er «nie in einem politischen Amt für die Deutsche Bank zuständig» gewesen sei. Ausserdem habe er ein Gesetz im Bundestag eingebracht, nach dem sich Regierungsmitglieder 18 Monate lang nach ihrem Amt jede Tätigkeit genehmigen lassen müssen. «Wenn wir alle diese Regeln einhalten und dann immer noch dafür kritisiert werden, dass wir nicht auf der faulen Haut liegen und Pensionen beziehen, dann fehlt mir dafür jedes Verständnis», sagte Gabriel.
Die Deutsche Bank hatte Gabriel für einen Sitz in ihrem Kontrollgremium nominiert. Er muss sich bei der nächsten Hauptversammlung im Mai den Aktionären zur Wahl stellen. Der 60-Jährige war unter anderem von Dezember 2013 bis März 2018 Vizekanzler; insgesamt neun Jahre lang gehörte er dem Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an, zunächst als Umweltminister, dann als Wirtschafts- und zuletzt als Aussenminister. Von 2009 bis 2017 war er Chef der SPD. Derzeit ist Gabriel Vorsitzender des Vereins Atlantik-Brücke; sein Bundestagsmandat hatte er im November vorzeitig niedergelegt.