SNB Präsident bangt um Geldpolitik im Fall eines Handelskrieges

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Zürich,

Sollten die aktuellen Handelskonflikte zu einem Krieg eskalieren, befürchtet SNB-Präsident Thomas Jordan eine Krise in der Geldpolitik.

SNB Rekordverlust Jordan
Chef der SNB Thomas Jordan. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Präsident der SNB befürchtet eine Eskalation der Handelskonflikte.
  • Mögliche Folgen wären unter anderem Inflation und Währungskriege.

Sollten sich die gegenwärtigen Handelsstreitigkeiten zu einem echten Handelskrieg ausweiten, hätte dies gemäss SNB-Präsident Thomas Jordan deutliche Auswirkungen auf die Geldpolitik der Schweizerische Nationalbank. «Die Unsicherheit würde uns die Erfüllung unseres Mandats erschweren», sagte er gemäss Redetext an einer Veranstaltung heute Mittwoch in Bern.

Das globale Handelssystem wird derzeit so stark in Frage gestellt wie schon lange nicht mehr. Insbesondere die USA unter Präsident Donald Trump setzt verstärkt auf Zölle und Protektionismus. Das hat auch Auswirkungen auf die Geldpolitik der Notenbanken. «Von einem globalen Handelskrieg wären alle Länder negativ betroffen, am meisten aber kleine, offene Volkswirtschaften wie die Schweiz», sagte Jordan.

Donald Trump und Imran Khan streiten sich hinsichtlich des Kampfs gegen den Terrorismus.
Donald Trump und Imran Khan streiten sich hinsichtlich des Kampfs gegen den Terrorismus. - keystone

Der SNB-Präsident unterscheidet dabei zwischen einmaligen protektionistischen Massnahmen und einem eigentlichen Handelskrieg. Bei einmaligen Zollerhöhungen ist für Jordan die Aufgabe der Notenbanken einigermassen einfach. Zwar würden neu eingeführte Zölle kurzfristig die Teuerung in die Höhe treiben und wachstumsbremsend wirken. Weil sich die Inflation jedoch früher oder später wieder zurückbilde, könnten sich die Zentralbanken ganz auf die durch den Protektionismus ausgelösten negativen Wachstumseffekte konzentrieren. Konkret könnten sie demnach versuchen, das Wachstum mit einer Senkung der Zinsen oder einer Abwertung der Währung wieder anzukurbeln.

Handelskrieg würde Inflation anheizen

Ein Handelskrieg dagegen wäre dagegen für die Geldpolitik eine unvergleichlich grössere Herausforderung. Würden nämlich die Konsumenten und die Produzenten wegen der immer neuen Handelshemmnisse mit stetig steigenden Preisen rechnen, würde die Inflation dauerhaft angeheizt. Die Zentralbanken wären dann gezwungen, die Geldpolitik zu straffen – die Zinsen also zu erhöhen – um den gestiegenen Inflationserwartungen entgegenzutreten.

Damit wäre es jedoch laut Jordan nicht getan. «Die Erfahrung mit der Grossen Depression lehrt uns, dass auf einen Handelskrieg ein Währungskrieg folgen kann.» Damit werde die Situation unkontrollierbar. In den vergangenen Jahren hätten die Zentralbanken im Wissen um den Schaden stets von Abwertungswettläufen abgesehen. «Es ist aber nur schwer abzuschätzen, wie sie sich in einem echten Handelskrieg verhalten würden.»

Makroökonimie würde sich verändern

Erschwerend käme hinzu, dass sich in einer deutlich weniger offenen Welt auch die makroökonomischen Zusammenhänge veränderten. So stelle sich für die SNB insbesondere die Frage, wie sich in einer stärker abgeschotteten Wirtschaft Preise und Produktion verhalten. Zu erwarten sei, dass mit dem Ausbleiben der preisdämpfenden Wirkung des Handels die inländische Inflation ansteige.

Wie stark die Zentralbank darauf reagieren müsste, bliebe jedoch unklar. Denn mit der Abschottung ändere sich auch der für die Geldpolitik wichtige Wert des Potenzialwachstums einer Volkswirtschaft. Jordans Fazit lautet darum, dass Protektionismus die Geldpolitik zusätzlich erschweren würde. «Die Gefahr geldpolitischer Fehlentscheidungen nähme zu, zumindest in der Phase, in der die Wirtschaft sich an die veränderten Rahmenbedingungen anpasst.»

Plädoyer zugunsten WTO

Roberto Azevedo bei einer Pressekonferenz
Die WTO wird wegen den Handelskonflikten stark kritisiert. - dpa

In seiner Rede vor der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft des Kantons Bern brach der SNB-Präsident zudem eine Lanze für die zurzeit heftig attackierte WTO. «Das Rückgrat des internationalen Handels sollte nach wie vor das regelbasierte multilaterale System im Schosse der Welthandelsorganisation WTO bilden», sagte er. Insbesondere die Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft habe jedoch eine vitales Interesse daran, dass das multilaterale regelbasierte System der WTO funktioniert.

Sollten sich die Handelsstreitigkeiten zu einem «echten Handelskrieg» ausweiten, würde das der SNB die Erfüllung ihres Mandats erschweren, sagte Jordan. Die in den letzten Monaten bereits eingeführten Zölle würden die Welt aber noch nicht in eine Rezession stürzen: «Solche Befürchtungen sind übertrieben.» Auch der Internationale Währungsfonds gehe von einem soliden Wachstum des globalen BIP und des Welthandels aus. «Sollte die protektionistische Spirale aber weiterdrehen, so könnte die globale Expansionsphase abgewürgt und die Inflation angeheizt werden», warnte Jordan.

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