Stadler Rail kündigt Sparkurs für Berliner Standort an
Der Schweizer Zugbauer Stadler plant Einsparungen am Berliner Standort. Die IG Metall zeigt sich alarmiert und droht mit Widerstand.
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Der Schweizer Zugbauer Stadler Rail hat für seinen Berliner Standort einen Sparkurs angekündigt. Wie «Blue Win» berichtet, informierte das Unternehmen am Montag die rund 2000 Beschäftigten des Werks in Berlin-Pankow über geplante Kostensenkungen.
Trotz guter Auslastung und wichtiger Zukunftsprojekte stehe Stadler in Deutschland unter erheblichem wirtschaftlichen Druck.
Geplante Anpassungen an mehreren Standorten
Laut Stadler seien Anpassungen bei Prozessen und Kostenstrukturen an den Standorten Berlin, Velten und Hennigsdorf notwendig.
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Das Unternehmen spricht von einem «signifikanten Arbeitnehmerbeitrag», um einen Stellenabbau zu verhindern. Konkrete Details zu den geplanten Massnahmen wurden nicht genannt.
Gewerkschaft zeigt sich alarmiert
Die Gewerkschaft IG Metall reagierte empört auf die Ankündigung.
Gewerkschafter Jan Otto kommentierte das Sparprogramm von Stadler laut «nd aktuell»: «Wer Industriearbeitsplätze von rund 1700 Beschäftigten in Gefahr bringt und mit Teilschliessung droht, wird unseren erbitterten Widerstand zu spüren bekommen.»
Die Gewerkschaft kritisiert besonders, dass sie entgegen vorheriger Absprachen nicht vorab informiert wurde.
Harte Verhandlungsbedingungen von Gewerkschaft
Otto stellt klare Bedingungen für Verhandlungen. «Ich setze mich nur an den Verhandlungstisch, wenn Teilschliessungen des Betriebes und jeglicher Personalabbau vom Tisch sind.»
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Die IG Metall will Lehren aus früheren Auseinandersetzungen ziehen und eine Schwächung ihrer Position verhindern.
Herausforderungen für Stadler
Stadler begründet den Sparkurs mit einer Verkettung verschiedener Faktoren. Die deutschen Standorte leiden unter den «Folgen des Zusammenbruchs der Lieferketten infolge der Pandemie, dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und den daraus resultierenden Preissteigerungen für Energie und Rohmaterial».
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Das erläutert Deutschland-Geschäftsführer Jure Mikolčič. Stadler kämpft zudem mit Verzögerungen bei einem Grossauftrag der Berliner Verkehrsbetriebe. Von 1500 bestellten Zügen wurden bisher nur 400 geliefert.
Rechtliche Auseinandersetzungen, Pandemiefolgen und Softwareprobleme haben zu Produktionsstörungen geführt.
Suche nach Lösungen
Trotz der angespannten Situation betont Stadler sein Bekenntnis zum Standort Berlin. Das Unternehmen will weiterhin «aus Berlin für Berlin» produzieren, wie «blue News» berichtet.
Seit 2001 habe man die Belegschaft von 197 auf rund 2000 Mitarbeiter vergrössert. Und Ende 2023 95 Millionen Euro (rund 89 Milliarden Franken) in die Werkserweiterung in Pankow investiert.
Die IG Metall sieht durchaus Handlungsbedarf, fordert aber zunächst einen detaillierten Einblick in die Bilanzen.
Ausblick auf Verhandlungen
In den kommenden Wochen stehen Gespräche zwischen Stadler, dem Betriebsrat und der IG Metall an. Die Gewerkschaft will mit eigenen Vorschlägen und Gegenforderungen in die Verhandlungen gehen.
Jan Otto fordert zudem «konkrete Bekenntnisse vom Land Berlin», um die Position des Standorts zu stärken.