Stadler Rail 2024 von Unwettern aus der Spur gebracht
Unwetter in der Schweiz, Spanien und Österreich beeinträchtigten 2024 die Produktion und das Ergebnis von Stadler Rail.

Unwetter haben im vergangenen Jahr das Ergebnis von Stadler Rail zerzaust. Die heftigen Überschwemmungen im Wallis, in Spanien und Österreich haben die Produktion in den Werken von Stadler und von wichtigen Zulieferern gestört.
Der Umsatz sank auf 3,3 Milliarden Franken, wie das Ostschweizer Unternehmen am Mittwoch in einem Communiqué bekannt gab. Das ist ein Minus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Der Betriebsgewinn EBIT sackte gar um fast die Hälfte auf 100,5 Millionen Franken ab. Die Betriebsgewinnmarge verschlechterte sich auf 3,1 Prozent von 5,1 Prozent im Vorjahr.
Überschwemmungen in Valencia trafen Aussenlager schwer
Unter dem Strich brach der Reingewinn auf 55 Millionen Franken ein. Das ist ein Taucher von 60 Prozent im Vergleich zu 2023. Der Einbruch bei den Jahreszahlen ist keine Überraschung nach der Gewinnwarnung von Mitte November.
Am härtesten wurde Stadler von den Überschwemmungen in der Region Valencia getroffen. Dort sei zwar das Werk im Norden der Stadt grösstenteils unversehrt geblieben. Dies, da die Flutwelle nach einem Dammbruch durch den Süden von Valencia geflossen sei, sagte Verwaltungsratspräsident Peter Spuhler am Kapitalmarkttag in Bussnang TG. Aber zwei Aussenlager mit Dieselmotoren und Drehgestellen wurden mit Wasser und Schlamm überflutet.
Auch rund 40 Zulieferer seien schwer getroffen worden, deren Produktions- und Lagerhallen zerstört oder mit Schlamm überflutet worden seien. «Wir mussten 200'000 Arbeitsstunden und 350 Millionen Umsatz in die Jahre 2025 und 2026 verschieben», sagte Stadler-Chef Markus Bernsteiner. Bei rund 50 Aufträgen komme es zu einer Lieferverzögerung zwischen einem und fünf Monaten.
Produktionsausfälle durch Hochwasser in Wallis und Österreich
Gelitten hat Stadler auch unter dem monatelangen Produktionsunterbruch von Constellium im Wallis nach der Überflutung durch die Rhone im Sommer. Dadurch fehlten Stadler Aluminium-Wagenkästen. «Von 1200 Tonnen von Stadler eingelagerten Aluminium-Profilen im Wallis mussten wir drei Viertel wegschmeissen», sagte Spuhler. Zudem wurden in Österreich Anlagen von Stadler und ein Doppelstockzug für die ÖBB zerstört.
Insgesamt habe Stadler rund 350 Millionen Franken Umsatz von 2024 in die Jahre 2025 und 2026 verschieben müssen. Dies habe im vergangenen Jahr mit rund 70 Millionen auf den Betriebsgewinn EBIT gedrückt, erklärte Finanzchef Raphael Widmer. Auch in diesem und nächstem Jahr seien noch Kosten aus den Unwettern zu erwarten. Beziffern wollte der Finanzchef diese allerdings nicht.
BVG-Auftrag kleiner als geplant
Unter Druck steht Stadler Rail auch in Deutschland. Seit über vier Jahren warte man nun auf die zweite Auftragstranche der Berliner S-Bahn. Hier sei Stadler von der Politik abhängig.
Zudem hätten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) erst 484 U-Bahn-Wagen bestellt. Die dortigen Werke seien aber auf die geplante Auftragsgrösse von 1500 Wagen sowie auf die Erfüllung des zweiten S-Bahn-Auftrags ausgelegt. Zudem hätten in Deutschland wegen der Wirtschaftskrise diverse Zulieferer Konkurs gemacht oder müssten gestützt werden.
Deshalb habe Stadler ein Effizienz- und Strukturprogramm in Deutschland beschlossen. Aktuell verhandle man mit den Arbeitnehmervertretern über eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 40 Stunden, sagte Bernsteiner im Gespräch.
Stadler Rail erwartet starkes Umsatzwachstum für 2026
«Die massiven Folgen der Naturkatastrophen erlauben es Stadler aktuell nicht, einen detaillierten Ausblick zum laufenden Geschäftsjahr 2025» zu geben, schrieb der Konzern. Im laufenden Jahr soll der Umsatz wieder steigen und die EBIT-Marge sich auf vier bis fünf Prozent verbessern.
Aufgrund der guten Auftragslage und der höheren Produktion rechnet der Konzern bis 2026 mit einem starken Umsatzwachstum auf deutlich über fünf Milliarden Franken. Mittel- bis langfristig erwartet Stadler einen Anstieg der EBIT-Marge auf sechs bis acht Prozent. Für 2026 habe man schon 95 Prozent des Umsatzes in den Büchern, sagte Widmer.