Swiss Re-Experten rechnen mit hohen Unwetterkosten
Die Experten des Swiss Re haben in ihren Modellberechnungen Schäden von 300 Milliarden US-Dollar in einem Spitzenjahr prognostiziert.

Hurrikane und Erdbeben könnten in einem Spitzenjahr zu weltweiten versicherten Naturkatastrophenschäden von 300 Milliarden US-Dollar oder gar mehr führen. Von einem derart grossen Schadenausmass gehen die Experten des Swiss Re Institute in ihren Modellberechnungen aus, sollte ein schwerer Hurrikan oder ein starkes Erdbeben dicht besiedelte, städtische Gebiete treffen.
Solche primären Gefahren stellen nach wie vor die grössten Naturrisiken dar, wie das Swiss Re Institute in einer am Dienstag publizierten Sigma-Studie schreibt. Ein weltweit versichertes Schadensausmass von 300 Milliarden Dollar in einem Spitzenjahr läge in etwa doppelt so hoch wie im langfristigen Trend. Zuletzt prägten im vergangenen Jahr die Hurrikane «Helene» und «Milton» in Florida die Katastrophenbilanz.
Im Jahr 2024 sind laut der Swiss Re im Zuge von Katastrophen versicherte Schäden in Höhe von 146 Milliarden Dollar nach 125 Milliarden im Vorjahr angefallen. Davon wurden Schäden im Umfang von 137 Milliarden durch Naturkatastrophen verursacht. Der 10-Jahres-Durchschnitt der gesamten versicherten Schäden beläuft sich auf 108 Milliarden.
Die gesamtwirtschaftlichen Schäden lagen indes mit 328 (VJ 303 Mrd) klar höher, wobei nur 10 Milliarden Dollar nicht auf Unwetter oder Erdbeben zurückzuführen waren. Hier errechnet sich ein Durchschnitt über die vergangenen zehn Jahre von insgesamt 254 Milliarden. Die Zahlen zum Jahr 2024 liegen in etwa auf dem Niveau von früher von Swiss Re abgegebenen Schätzungen.
Besonders stark von Unwettern betroffen waren einmal mehr die USA. 2024 entfielen laut den Angaben beinahe 80 Prozent der weltweit versicherten Schäden auf die USA, unter anderem da das Land für schwere Gewitterstürme, Hurrikane, Überschwemmungen, Waldbrände und Erdbeben besonders anfällig sei.
Anstieg der Naturkatastrophenkosten in letzten Jahren
Die Wirbelstürme «Helene» und «Milton» verursachten im Südosten der USA allein Schäden von rund 50 Milliarden Dollar. Und zu Beginn des laufenden Jahres hätten schwere Waldbrände in Los Angeles bereits wieder hohe versicherte Schäden von geschätzt 40 Milliarden zur Folge gehabt, hiess es.
Das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, die Zersiedelung sowie höhere Hauspreise und Baukosten hätten in den letzten Jahren zu einem starken Anstieg der Naturkatastrophenkosten geführt, hiess es weiter. Dagegen verringere etwa der Hochwasserschutz die Risikoexponierung. Deiche, Dämme und Fluttore hätten zwar ihren Preis, doch Berechnungen des Swiss Re Institute zeigen, dass diese Massnahmen bis zu zehnmal kostengünstiger seien als der Wiederaufbau nach einer Katastrophe.
In der Studie zeigen die Swiss Re-Ökonomen auch auf, um wie viel teurer vergangene Grossereignisse heutzutage zu stehen kämen. So hätte beispielsweise Hurrikan «Andrew» aus dem Jahr 1992 im gegenwärtigen Preisgefüge zu versicherten Schäden von 35 Milliarden Dollar geführt. Heute würde ein solcher Hurrikan auf derselben Zugbahn fast dreimal so hohe Schäden verursachen.
Dagegen würde Hurrikan «Katrina», der als teuerste Naturkatastrophe in die Geschichte einging, heute nicht mehr dieselbe Zerstörung anrichten wie vor zwanzig Jahren, so die Experten. Zwar kämen die versicherten Schäden aufgrund gestiegener Häuserpreise und Baukosten auf hohen 100 Milliarden Dollar zu liegen, doch zugleich habe sich die Risikoexponierung dank verbessertem Hochwasserschutz und dem Bevölkerungsrückgang auf der «Katrina»-Zugbahn um einen Fünftel verringert.
Die Rückversicherungswirtschaft erfülle derweil dank ihrer guten Kapitalausstattung mit rund 500 Milliarden Dollar eine wichtige Pufferfunktion, die dazu beitrage, dass Bevölkerung und Wirtschaft schneller zur Normalität zurückkehren können, wird Swiss Re-Chefökonom Jérôme Haegeli zitiert. «Damit die Branche diese Rolle in künftigen Spitzenjahren erfüllen kann, ist es wichtig, dass das Kapital entsprechend dem steigenden Risiko wächst.»