Thyssenkrupp spaltet Konzern doch nicht auf

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Deutschland,

Kehrtwende bei Thyssenkrupp: Der Industriekonzern hält ein Veto der EU-Wettbewerbshüter gegen die Stahlfusion mit Tata Steel aus Indien für unvermeidbar.

Thyssenkrupp-Zentrale in Essen
Thyssenkrupp-Zentrale in Essen - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Vorstandschef Kerkhoff kündigt strategischen Neuanfang an - 6000 Stellen fallen weg.

Deshalb soll nun auch die geplante Aufspaltung des Konzerns abgesagt werden, wie Thyssenkrupp am Freitag in Essen ankündigte. Statt der Teilung strebt das Unternehmen nun den Börsengang des Aufzuggeschäfts an - und streicht im Zuge der strategischen Neuausrichtung weltweit 6000 Stellen.

In Deutschland sind davon 4000 Stellen betroffen. Weitere Einzelheiten dazu soll es nach Angaben von Vorstandschef Guido Kerkhoff im August geben. Personalvorstand Oliver Burkhard sagte, angesichts der Grössenordnung der geplanten Streichungen könne er «betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschliessen».

Zuvor hatte der Konzern mitgeteilt, dass die wettbewerbsrechtlichen Hürden der EU-Kommission für das Stahl-Joint-Venture zu hoch seien. «Wir bedauern die Haltung der Kommission sehr», sagte Kerkhoff. Thyssenkrupp und Tata Steel hätten in Brüssel «alles an Zugeständnissen in die Waagschale geworfen, was wirtschaftlich gerade noch so vertretbar war», sagte der Vorstandschef. «Noch mehr, und das Joint Venture hätte sich nicht mehr gerechnet.»

Thyssenkrupp wollte seine Stahlsparte mit dem indischen Unternehmen verschmelzen und so ein Gegengewicht zu günstigem Stahl aus China bilden. Die EU-Kommission hatte aber Bedenken wegen der Auswirkungen auf die Stahlmärkte angemeldet und gemahnt, wettbewerbsfähige Stahlpreise seien für die europäische Wirtschaft von entscheidender Bedeutung.

Dass die Fusion nun nicht zustande kommt belastet nach Angaben Kerkhoffs die «angespannte Bilanz» des Konzerns. Deshalb soll dem Aufsichtsrat nun vorgeschlagen werden, die im vergangenen September angekündigte Teilung des Konzerns in zwei eigenständige unabhängige Unternehmen abzusagen und stattdessen künftig die lukrative Aufzugsparte an die Börse zu bringen.

Geplant war ursprünglich, zwei «fokussiertere und leistungsfähigere Unternehmen» zu schaffen. Dafür sollte Thyssenkrupp Industrials ein reines Industriegüterunternehmen werden und aus drei Einheiten bestehen - dem Aufzuggeschäft, dem Automobilzulieferergeschäft und dem Kernanlagenbau.

Thyssenkrupp Materials sollte hingegen ein Werkstoffkonzern werden, der die Stahl- und Edelstahlproduktion, den Materialhandel und die stahlnahe Weiterverarbeitung vereint. Zuvor war Thyssenkrupp, 1999 aus den Ruhrgebiets-Traditionsunternehmen Thyssen und Krupp entstanden, unter wachsenden Druck der Aktionäre geraten, beim Umbau des Konzerns aufs Tempo zu drücken.

Der aus dem Börsengang der Aufzugsparte erwartete Erlös verschaffe Thyssenkrupp künftig «die Flexibilität, alle Geschäfte konsequent weiterzuentwickeln», sagte Kerkhoff. «Der Konzern bleibt als Ganzes erhalten», kündigte er an. «Gleichzeitig bauen wir ein grundlegend neues Thyssenkrupp.»

Dem Aufsichtsrat sollen die Pläne demnach am Samstag vorgestellt werden. Er gehe von einer Unterstützung durch das Kontrollgremium aus, sagte Kerkhoff.

Die IG Metall in Nordrhein-Westfalen forderte, das Geld, das der mögliche Börsengang in die Kasse spüle, müsse für die Stabilisierung des Konzerns eingesetzt werden. Eine Ausschüttung an die Aktionäre dürfe es nicht geben.

Der Thyssenkrupp-Grossaktionär Cevian erklärte, es dürfe «keine historischen oder politischen Tabus mehr geben», wenn Thyssenkrupp die «langjährige Underperformance ernsthaft angehen und die Geschäfte zurück auf Wachstumskurs» bringen wolle.

Die Krupp-Stiftung, grösster Einzelaktionär des Essener Konzerns, will die neuen Vorschläge nun erst einmal bewerten. Wichtig sei, dass das Unternehmen «in allen Geschäftsfeldern wettbewerbsfähig aufgestellt» sei, mit «zukunftssicheren Arbeitsplätzen und einer nachhaltigen Dividendenfähigkeit.»

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