Trotz Klimastreiks wird der Flugzeug-Boom weitergehen
Fliegen schadet der Umwelt, kritisieren die Klimastreikenden. Und zwar überproportional. Der Trend zur Vielfliegerei dürfte trotzdem anhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Flugverkehr belastet die Umwelt überproportional.
- In der Schweiz nimmt die Zahl der Flüge weiter zu.
Ein Vorwurf der Klimastreikenden taucht immer wieder auf: Fliegen schadet der Umwelt. Das kommt nicht von ungefähr: Wir fliegen rund doppelt so viel wie unsere europäischen Nachbarn. Tendenz steigend.
Bisher war der Trend klar: Schweizer fliegen immer mehr. Auch, weil die Reise mit dem Flugzeug dank Billig-Airlines immer preiswerter geworden ist. Doch kommt jetzt mit einer neuen Generation umweltbewusster Konsumenten die Trendwende?»
Wohl kaum. «Der Boom des Luftverkehrs wird in den kommenden Jahren weitergehen», sagt Thomas Sauter-Servaes, Leiter des Ingenieursstudiengangs Verkehrssysteme an der ZHAW. Denn: Freundes- und Familienkreise bilden durch Globalisierung, Facebook und Migration immer grössere Radien.
Anteil überproportional
Global ist die Fliegerei für fünf Prozent des menschgemachten Klimawandels verantwortlich, in der Schweiz sind es 18 Prozent. «Der Luftverkehr trägt überproportional zum Klimawandel bei, erklärt Sauter-Servaes. Eine einzige Flugreise von Zürich nach New York übersteigt laut dem Kompensationsanbieter atmosfair bereits unser persönliches Jahresbudget an Treibhausgasemissionen. «Das hat grössere Auswirkungen als ein Jahr Autofahren mit einem Mittelklasse-Fahrzeug.»
Zwar gebe es technische Fortschritte, und weiteres Potential, die Emissionen zu senken. Doch weil immer mehr geflogen wird, werden die Fortschritte zunichte gemacht. «Solange das Verkehrswachstum in dieser Weise steigt, werden technische Effizienzgewinne sicherlich nicht reichen, um die Klimaschutzziele zu erreichen.»
Kompensations-Instrument in Starlöchern
Für Sauter-Servaes ist klar: «Ziel muss es sein, dass jeder Verkehrsträger für die Umweltschäden aufkommt, die durch seine Nutzung entstehen.» Andernfalls entstünden Anreize zur Übernutzung.
Auf Anfrage von Nau betont die Swiss, dass Klimaschutz dem Unternehmen wichtig sei. Von Alleingängen der Schweiz hält die Lufthansa-Tochter aber wenig. «Swiss begrüsst deshalb den Aufbau des globalen UN-Klimainstruments für die internationale Luftfahrt», sagt Sprecherin Karin Müller.
CORSIA heisst das und gilt ab 2021 für knapp 80 Prozent der internationalen Flugleistungen. «Das System wird in den Jahren 2021 bis 2035 durch Klimakompensation weltweit für eine CO2-Reduktion von insgesamt rund 2,6 Milliarden Tonnen CO2 sorgen.»