Twint-Zoff um Digitec lässt viele Fragen offen
Bei Digitec Galaxus kann man nicht länger mit Twint bezahlen. Der Entscheid sorgt öffentlich für Stunk – und lässt viele Fragen offen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Digitec Galaxus kann seit Ende Februar nicht mehr mit Twint bezahlt werden.
- Begründet wird der Schritt von Digitec mit einer deutlich höheren Zahlungsgebühr.
- Der Entscheid sorgt öffentlich für Stunk, eine Lösung ist bislang nicht in Sicht.
«Es hat sich ausgetwintet!» Mit diesem Statement erklärte Digitec Galaxus am Sonntag seine sofortige Trennung vom Zahlungsdienstleister Twint. Grund für diesen überraschenden Entscheid sei eine Zahlungsgebühr, die «bei einem Vielfachen des bisherigen Preises» liege.
Alles «falsch und irreführend» behauptet dagegen Twint: «Richtig ist, dass wir nicht mehr länger bereit waren, Digitec Galaxus Sonderkonditionen zu gewährleisten.» Diese Vorzüge, erklärt Twint auf Anfrage, hätte es für alle Händler der ersten Stunde gegeben. «Es war jedoch immer Bestandteil des Geschäftsmodells, nach einer Einführungsphase marktübliche und wettbewerbsfähige Transaktionspreise anzubieten.»
Dass sich Digitec Galaxus ausgerechnet mit Twint nicht einigen will, halte man für unfair. «Twint gehört zu den Zahlungsmitteln mit den tiefsten Transaktionsgebühren – günstiger als viele Zahlungsmittel, die auch Digitec Galaxus im Angebot hat.»
So liege die Transaktionsgebühr bei Kleinstunternehmen wie beispielsweise einem Bauernhofladen bei 1,3 Prozent. Aus Reaktionen solcher Händler wisse Twint, dass dieselbe Gebühr bei Kreditkarten weit über den ihrigen liegen, erklärt Twint-Mediensprecher Victor Schmid gegenüber Nau.ch. Und macht gleichzeitig darauf aufmerksam, dass die Transaktionsgebühr für grössere Händler bei Twint noch deutlich tiefer sei.
Digitec Galaxus macht Unmut öffentlich Luft
Wer letztlich im Recht ist, bleibt also offen. Allein schon aus dem Grund, dass beide Parteien partout keine konkreten Zahlen nennen wollen. Fest steht: Die Gemüter sind erhitzt – und zwar reichlich. So forderte Digitec Galaxus erst gestern seinen einstigen Partner auf, sofort all seine Logos zu entfernen.
Liebe @UBSschweiz, eure Tochter @TWINT_AG hat uns rausgeworfen. Könntet ihr unsere Logos bitte entfernen? pic.twitter.com/W76NBOOV9m
— Digitec (@digitec_ch) March 3, 2020
Eine Aktion, die ausgerechnet bei der eigenen Kundschaft sauer aufstösst. So schreibt ein User etwa: «Liebe Digitec’ler, als langjähriger Kunde befremdet mich euer Geschäftsgebaren sehr. Löst euren Streit bitte hinter den Kulissen und präsentiert uns Kunden sehr bald eine Lösung, welche Twint beinhaltet.»
Eine andere Userin fügt hinzu: «Euer Kindergarten ist ätzend! Nehmt mal das gute alte Telefon in die Hand und redet wie Erwachsene miteinander.»
Der Digitec-Tweet: ein klares Eigentor. Warum also macht der Online-Riese seinem Unmut bloss öffentlich Luft? Versucht man etwa Druck zu machen?
Nicht wirklich, erklärt Alex Hämmerli, Mediensprecher Digitec: «Wir wollen unsere Kunden transparent informieren.» Und fügt hinzu: «Wir können nicht einfach eine beliebte Zahlungsoption entfernen, ohne die Gründe zu nennen.»
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen
Ralf Beyeler, Experte bei moneyland.ch, vermutet allerdings mehr hinter der Aktion: «Digitec Galaxus ist verärgert.» Schliesslich habe das Unternehmen seit Marktstart auf Twint gesetzt.
Dass Digitec Galaxus nun aber viele Kunden verlieren wird, schliesst Beyeler aus: «Digitec ist eine starke Marke. Einige Kunden werden sicherlich abspringen, aber im grossen Stil wird Digitec deshalb kaum Kunden verlieren.»
Und wer weiss, vielleicht finden Digitec Galaxus und Twint letzten Endes doch noch einen Kompromiss. Schliesslich zeigen sich beide Parteien für weitere Verhandlungen bereit.