Über 1700 Reisebüro-Stellen fallen Corona zum Opfer
Die Reisebüros haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie heftig zu spüren bekommen. 1700 Vollzeitstellen sind weggefallen, der Umsatz brach um 70 Prozent ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die hiesigen Reisebüros leiden stark unter der Corona-Pandemie.
- Der Umsatz brach um 70 Prozent ein.
- Dadurch wurden rund 1700 Vollzeitstellen gestrichen.
Verlassene Hotels, leere Strände und totenstille Flughafenterminals: 2020 erlebte der weltweite Tourismus wegen der Coronapandemie einen beispiellosen Einbruch. Für die hiesigen Reisebüros bedeutete das grosse Umsatzeinbussen. Und auch die Angestellten spürten die Folgen: Rund 1700 Vollzeitstellen gingen verloren. Nun kommt das Geschäft aber langsam wieder zurück.
Fast 70 Prozent weniger Umsatz verzeichneten die Schweizer Reisebüros im vergangenen Jahr, wie aus einer Befragung des Schweizer Reise-Verbands (SRV) in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen hervorgeht. Die an der Studie teilnehmenden Reisebüros, allesamt kleinere Anbieter mit einem bis neun Mitarbeitern, hätten noch gut 1,1 Millionen Franken umgesetzt nach knapp 3,3 Millionen im Vorjahr.
Beinahe in gleichem Ausmass sank auch der Umsatz pro Mitarbeiterin. Dieser lag im vergangenen Jahr noch bei 299'000 Franken. Im Jahr davor hatte jeder Mitarbeitende durchschnittlich 925'000 Franken Umsatz generiert. "Manches Reisebüro hat noch so viel Umsatz gemacht wie im Jahr davor ein einziger Mitarbeiter", sagte Walter Kunz vom SRV bei der Präsentation der Studienergebnisse am Dienstag.
In der Folge sank auch die durchschnittliche Nettorendite von vormals 1 Prozent erstmals seit Beginn der Umfrage vor 22 Jahren ins Negative - auf minus 3,5 Prozent. "Die tiefe Nettorendite war schon immer die Achillesferse unserer Branche", erläuterte Kunz. Nun habe der Bruttoertrag aber nicht einmal mehr ausgereicht, um die Saläre der Mitarbeitenden zu zahlen.
20 Prozent weniger Vollzeitstellen
Die Coronakrise hat in der Reisebürobranche auch auf den Mitarbeiterbestand gedrückt: Die Vollzeitstellen in der Branche nahmen laut den Studienautoren um 1700 ab. Das sind gut 20 Prozent der Anzahl Stellen von vor der Krise, erklärten sie.
Im Schnitt habe jedes der befragten Reisebüros 0,8 Vollzeitstellen verloren, sagte Christian Laesser von der Universität St. Gallen, der die Studie durchgeführt hat.
Erholung erst 2023 oder 2024
"Das Licht am Ende des Tunnels war zwar immer sichtbar, es wurde aber über die Zeit nicht grösser, sondern stattdessen der Tunnel immer länger", sagte Laesser. Nun sehe die Branche allerdings wieder deutlich optimistischer in die Zukunft.
Zwar seien die ersten Monate des aktuellen Jahres natürlich schlecht gelaufen im Vergleich zum Vorjahr, als die Pandemie noch nicht zugeschlagen hatte. Der Sommertourismus sei dafür aber wieder viel besser gelaufen als noch im Vorjahr, erklärte Kunz.
So rechnen denn die meisten Reisebüros laut der Studie auch in Zukunft mit einer steigenden Nachfrage. Und auch in Bezug auf die Preise sind die Anbieter optimistisch: Nur ein kleiner Bruchteil der Reisebüros rechnet künftig mit steigenden Preisen.
Dass die Anbieter nun optimistischer seien, habe aber auch mit der extrem tiefen Vorjahresbasis zu tun, erklärte Laesser. "Es gab seit dem zweiten Weltkrieg keine Krise, die einen solchen Angebots- und Nachfrageschock ausgelöst hat", sagte er.
Tourismusexperte Laesser rechnet vorerst noch nicht mit einer Erholung. "Es wird sicher bis 2023 oder 2024 gehen, bis sich die Reisebürobranche erholt", sagte er. Erst dann könne man Bilanz ziehen, sagte er.