Ukrainische Geflüchtete rennen Schweizer Banken die Bude ein
Die Schweiz zählt bislang mehr als 45'000 Schutzsuchende aus der Ukraine. Viele von ihnen besitzen inzwischen sogar ein hiesiges Bankkonto.
Das Wichtigste in Kürze
- Ukrainer mit Schutzstatus S dürfen bei Schweizer Banken Konten eröffnen.
- Vor allem bei der Credit Suisse wird das Angebot bereits rege genutzt.
- Die Bankangestellten haben aber noch mit der Sprachbarriere zu kämpfen.
Mehr als zwei Monate schon hält Russlands Invasionskrieg gegen die Ukraine an. Während die russischen Truppen immer weiter ins Land vordringen, hat es inzwischen mehrere Millionen Einwohner in die Flucht getrieben.
Allein in der Schweiz wurden seit Kriegsausbruch Ende Februar über 45'000 Ukrainerinnen und Ukrainer registriert. Mehr als 80 Prozent von ihnen verfügen über den Schutzstatus S.
Tausende Ukrainerinnen eröffnen Credit-Suisse-Konti
Damit erhalten die Geflüchteten nicht nur ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht, sondern dürfen bei hiesigen Banken auch Konten eröffnen. Die Postfinance beispielsweise verweist auf das Anrecht jeder Person, die in der Schweiz domiziliert ist, ein Privatkonto eröffnen zu können. Ein Angebot, das bei der zweitgrössten Bank der Schweiz Credit Suisse rege genutzt wird.
Die Bank bietet den Schutzsuchenden viele Dienstleistungen kostenlos an, sagt Sprecherin Rahel Erny zu Nau.ch. «Das Angebot kommt gut an», fügt sie hinzu. «Die Anzahl Eröffnungen bewegt sich im vierstelligen Bereich.»
Auch die Berner Kantonalbank ermöglicht den Geflüchteten mit Schutzstatus S kostenlos die Eröffnung eines Kontos – mit Erfolg. «Die Nachfrage ist im Verlauf des Aprils stark angestiegen», sagte Mediensprecher Florian Kurz. Genauere Zahlen will er nicht nennen.
Sprachbarriere als grösste Hürde
Es läuft aber nicht alles rund: «Die grösste Hürde ist sicherlich die Sprachbarriere. Hier helfen uns unkomplizierte Übersetzungs-Apps bei der Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden.» Zudem seien nötige Dokumente zur Eröffnung der Konti «teilweise verzögert vorhanden» gewesen, weswegen der Prozess in einer ersten Phase länger dauerte, so Kurz.
Die Zürcher Kantonalbank bietet ähnliche Dienste an, jedoch bewege sich die Nachfrage «auf relativ tiefem Niveau». Die Konti und Karten können zu «regulären Konditionen» eröffnet werden. Eine Hürde für vereinzelte Kundinnen und Kunden könnten die zusätzlichen Sicherheitsfaktoren darstellen, mutmasst Sprecher Marco Metzler: Die gängigen Login-Verfahren bei der ZKB setzen eine Schweizer Mobiltelefonnummer voraus.
Bei Raiffeisen bleibt die Nachfrage ebenfalls gering. Die Sprachbarriere hat die Bank jedoch kreativ gelöst: Ein Flyer auf Ukrainisch soll die wichtigsten Information weitergeben können. Es werde auch darauf hingewiesen, dass die Schutzsuchenden eine Begleitperson mitbringen sollten, um bei Bedarf die Vertragsdokumente zu übersetzen.