US-Konzernchefs wollen den Kapitalismus zähmen

Michael Bolzli
Michael Bolzli

USA,

Die Wirtschaftselite der USA will nicht mehr nur an die Aktionäre denken. Dazu wurde eine Vereinbarung unterzeichnet – wohl auch aus Eigeninteresse.

Tim Cook Apple
Apple gab dieses Jahr oft dem Druck von Regierungen nach. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • 182 US-Firmenchefs wollen nicht mehr primär für die Aktionäre wirtschaften.
  • Kritiker glauben, dass durch die Vereinbarung Regulierungen verhindert werden sollen.

Jahrelang war es das wichtigste Gebot der globalen Wirtschaftselite: Die Shareholder-Value-Doktrin. Chefs und Unternehmen sollten demnach möglichst den Aktionären dienen.

Das führte dazu, dass Firmenbosse mehr und mehr auf kurzfristige Gewinne aus waren. Nachhaltige Entwicklung? Sekundär! Hauptsache, der Aktionär ist zufrieden.

Doch jetzt wollen rund 200 US-Wirtschaftsführer von dieser Doktrin wegkommen. Laut einer Verlautbarung sollen die Stakeholder ebenso stark gewichtet werden. Heisst: Arbeitnehmer, Kunden, Lieferanten und die Gesellschaft.

Apple, Amazon oder Citigroup dabei

Das Dokument hat Gewicht, immerhin hat es fast die ganze US-Wirtschaftselite unterzeichnet. Mit dabei Apple-Chef Tim Cook, Amazon-Chef Jeff Bezos oder Citigroup-Chef Michael Corbat. Alle grossen Branchen der USA sind vertreten. Hier die ganze Liste.

Die US-Manager, welche unter der Lobbyorganisation Business Roundtable (BRT) zusammengeschlossen sind, verabschieden sich damit von der eigenen Haltung. Seit 1997 empfahl die Gruppe den Shareholder Value als wichtigste Managementregel.

Google
Google-Mitarbeiter demonstrierten gegen Sexismus. - Keystone

Für das Vorhaben gibt es Kritik: Larry Summers, ehemaliger US-Finanzminister, bezeichnete die Stellungnahme als «zahnlos». Er kritisierte, dass die Regierung als Stakeholder fehle. Zudem wirft er den Wirtschaftsführern vor, mit dem Schreiben mögliche Gesetze und Regulierungen zu verhindern.

Taten müssen Folgen

Skeptisch ist auch die «Financial Times»: Das Blatt fordert, dass die Konzernlenker jetzt Taten folgen lassen. Etwa indem sie mehr in die Realwirtschaft statt in Aktienrückkäufe investieren.

Schlussendlich handeln die Unternehmen auch in ihrem eigenen Interesse. Denn die Zeiten haben sich geändert. Fairtrade-Produkte boomen, Google-Mitarbeiter protestierten gegen Sexismus und Uber verliert hunderttausende Kunden wegen Fehlverhalten der Geschäftsführung. Gerade die sozialen Medien sorgen dafür, dass Unternehmen heute stärker beobachtet werden.

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