Veganer finden Streit um Produktnamen von Fleischalternativen absurd
Fleischalternativen heissen oft ähnlich wie das Original. Fleischlobbyisten fordern deshalb eine strikte Auslegung der Begriffe. Nun kontern die Veganer.
Das Wichtigste in Kürze
- Fleischlobbyisten nerven sich an vegetarischen/veganen Produktnamen.
- Sie fordern deshalb eine klare Differenzierung der Begriffe vom Original.
- Für Veganer ist die Argumentationsweise «völlig absurd».
Noch vor zwanzig Jahren waren Fleischersatzprodukte eine wahre Seltenheit. Höchstens ein Stück Tofu gab es, viel mehr nicht. Inzwischen aber sind die Regale voll davon.
Nachdem die Amerikaner mit Beyond Meat vorgelegt hatten, brachten Nestlé, Coop und Migros eine ganze Reihe von vegetarischen und veganen Alternativen auf den Markt.
Die Fleischindustrie ärgert sich über die Bezeichnung der Produkte. Das Argument: Begriffe wie «Wurst», «Burger» und «Käse» würden Konsumenten in die Irre führen. Schliesslich assoziiere man damit Lebensmittel mit tierischen Zutaten.
Nicht Name, sondern Erscheinung täuscht
Völlig absurd, findet der Verein Swissveg: «Ein klar als vegetarisch oder vegan deklariertes Produkt kann nicht irreführend sein.» Gehe es der Fleischlobby wirklich um das Argument der Täuschung, müsste sie auch gegen Begriffe wie «Fleischvogel» oder «Fleischkäse» intervenieren. Schliesslich stecke auch in diesen Produkten weder Vogel noch Käse.
Wenn ein Konsument dennoch versehentlich zu einem Fleischersatzprodukt greift, liege dies in aller Regel am Erscheinungsbild, heisst es weiter. Ein paniertes vegetarisches Schnitzel liesse sich nun mal nur schwer von einem panierten Schweineschnitzel unterscheiden.
Produkte haben aus ökologischen Gründen dieselbe Form
Ein Punkt, den Fleisch-Fans immer wieder kritisierten. Warum essen Vegis kein Fleisch, kaufen aber Produkte, die wie Fleisch aussehen?
Mediensprecherin Danielle Cotten erklärt: «Vegetarier und Veganer lehnen Fleisch nicht wegen der Produktform ab und höchst selten wegen des Geschmacks, sondern aus Gründen der Ethik, des Tier- und Umweltschutzes.»
Auch die Ökonomie spielt eine entscheidende Rolle. Bei Würsten beispielsweise eigne sich eine runde Hülle als beste Verpackungsform, so Cotten. Ausserdem gebe es bereits sehr effiziente Wurstabfüllanlagen. Damit müssten nicht extra neue Maschinen erfunden werden.
«Fakt ist», so Cotten weiter, «vegetarische und vegane Produkte senken die Hemmschwelle für Fleischesser und Flexitarier.» Dies ermögliche auch dem «Fleischtiger» sich ethisch und ökologisch weniger bedenklich zu ernähren, ohne gänzlich auf geschmackliche Vorlieben und Bekanntes verzichten zu müssen.