Die angolanische Unternehmerin Isabel dos Santos, mutmasslich reichste Frau Afrikas, hat Berichten zufolge «systematisch» von Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme profitiert und so ihren wirtschaftlichen Aufstieg vorangetrieben.
Isabel dos Santos im Februar 2018
Isabel dos Santos im Februar 2018 - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Bericht: Isabel dos Santos schleuste hunderte Millionen Dollar in Steueroasen.
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Dos Santos habe hunderte Millionen Dollar auf Konten in Steuerparadiesen geschleust, heisst es in einer Auswertung tausender Dokumente durch das Internationale Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ), die am Sonntag veröffentlicht wurde. In ihrem Heimatland Angola hatten Ermittler im Dezember die Konten der 46-Jährigen beschlagnahmt.

Dos Santos ist die Tochter des ehemaligen angolanischen Präsidenten José Eduardo dos Santos, der das ölreiche Land von 1979 bis 2017 regierte. Sie bestreitet alle Vorwürfe und spricht von einer politischen Kampagne gegen ihre Familie.

Die internationalen Recherchen stehen in keinem direkten Zusammenhang mit den Ermittlungen der angolanischen Justiz. Allerdings gebe es Überschneidungen, berichteten NDR, WDR und «Süddeutsche Zeitung», die zum ICIJ gehören. Unter anderem habe die Justiz die Firmenanteile von Dos Santos an der Getränke-Firma Sodiba beschlagnahmt. Das Journalistennetzwerk wertete mehr als 700.000 Unterlagen aus, sie belegen demnach, dass Sodiba ein Darlehen der deutschen Förderbank KfW mutmasslich ohne vorherige umfassende Prüfung des Geschäfts erhielt.

Mit den rund 50 Millionen Euro kaufte Dos Santos im Jahr 2015 eine Anlage zum Bierbrauen und zwei Abfüll-Linien bei der Krones AG aus der Oberpfalz. Dos Santos' Vater nutzte demnach seinen Einfluss, um das Investitionsprojekt zu genehmigen; die Regierung sagte zudem Steuererleichterungen zu. Gleichzeitig habe eine Bank, die zu 75 Prozent dem angolanischen Staat gehört, der Sodiba ein Darlehen gegeben.

Dos Santos, ihr Ehemann Sindika Dokolo und weitere Vertraute haben den Unterlagen zufolge in den vergangenen Jahren mehr als 400 Firmen in 41 Jurisdiktionen gegründet, fast hundert davon in Steueroasen wie Malta, Mauritius und Hongkong, wie NDR, WDR und «Süddeutsche» berichteten. Immer wieder hätten diese Firmen von öffentlichen Aufträgen in Angola, von Beratertätigkeiten und von Darlehen profitiert.

Die Dokumente über Dos Santos' Geschäfte waren der afrikanischen Journalistengruppe PPLAAF zugespielt worden, die sie mit dem ICIJ teilte. Rund 120 Journalisten aus 20 Ländern werteten die Unterlagen gemeinsam aus und veröffentlichten die Erkenntnisse unter dem Schlagwort «Luanda Leaks», benannt nach der Hauptstadt Angolas.

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