VW Gebrauchtwagenplattform Heycar wächst rasant
VW will mit Heycar am Internet-Gebrauchtwagenkauf mitverdienen – und auch andere Marken machen mit. Funktioniert das Modell?
Das Wichtigste in Kürze
- Heycar wollte im ersten Jahr 150'000 Fahrzeuge verkaufen.
- Derzeit seien es bereits rund 320'000 Autos.
Die Gebrauchtwagenplattform Heycar, mit der VW Online-Autobörsen Marktanteile abjagen will, wächst schneller als erwartet. Angepeilt seien 600'000 bis 700'000 Autos auf der Plattform, sagte Heycar-Chef Markus Kröger der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit seien es rund 320'000 Autos – ursprünglich waren nach einem Jahr erst 150'000 Fahrzeuge als Ziel genannt worden. «Wir sind bei der Hälfte – nächstes Jahr werden wir ein grosses Stück vorankommen.» Die Konkurrenz – die Online-Börsen Autoscout24 und mobile.de – kommt jeweils auf mehr als eine Million Fahrzeuge. Heycar ist seit März bundesweit aktiv.
Dabei handele es sich um keine VW-Plattform – über 40 Prozent der Fahrzeuge stammten von Fremdmarken, betonte Anthony Bandmann, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing GmbH. Nach seinen Angaben kommt Heycar im Monat auf über 1,5 Millionen Nutzer, in etwa 15 Prozent der Fälle endet das Interesse in einem Autokauf.
Die Online-Gebrauchtwagenbörse wurde im Oktober 2017 von der VW-Finanzsparte gegründet. Jüngst war die Finanzsparte von Daimler mit einem Anteil von 20 Prozent bei Heycar eingestiegen. Schon zum Start hatte es geheissen, die Plattform solle allen in Deutschland aktiven Automarken offenstehen, nicht nur den Volkswagen-Konzernmarken. Heycar will sich auf bis zu acht Jahre alte Autos konzentrieren, deren Laufleistung nicht höher als 150'000 Kilometer liegen soll.
Geschäft ausweiten
Die VW-Finanztochter Volkswagen Financial Services hatte im vergangenen Jahr angekündigt, ihr Geschäft deutlich ausweiten zu wollen. Bis 2025 soll demnach die Zahl der Bestandsverträge auf 30 Millionen steigen – von 19,7 Millionen Verträgen Ende 2017.
Kröger machte klar, dass sich Heycar nicht damit begnüge, Interessenten auf die Plattform zu locken: «Es muss zum Ziel führen.» Gemeint ist der Autokauf, der künftig vollständig auf der Plattform abgewickelt werden soll – bis hin zur Finanzierung. Derzeit laufe die Planung der Online-Bonitätsprüfung. Denkbar sei künftig auch der Ankauf der alten Fahrzeuge von Kunden – als erster Schritt hin zum Kauf eines neuen Wagens, sagte Kröger.
Nach Bandmanns Angaben konzentriert sich Heycar zunächst auf Deutschland. Die internationale Expansion setze voraus, sich mit den Märkten zu befassen – perspektivisch sei es aber denkbar, auch weitere Märkte zu beobachten, um das Modell auszurollen.