Michael Moore

Wie viel Wahrheit steckt hinter Planet of the Humans?

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Zürich,

Der Dokumentarfilm «Planet of the Humans» bezichtigt Umweltschützer der Heuchlerei. Klimaforscher Reto Knutti kritisiert den Film scharf.

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Dokumentarfilmer und Trump-Gegner Michael Moore. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Michael Moore hat den Dokumentarfilm «Planet of the Humans» produziert.
  • Erneuerbare Energien kommen dabei sehr schlecht weg.
  • Der Filmemacher hält sich aber nicht immer an die Fakten.

Provokation ist für Michael Moore das Mittel der Wahl, um Aufmerksamkeit zu generieren. Das gilt auch für «Planet of the Humans». Doch anders als mit seinen bisherigen Werken, legt sich der Film nicht mit den Rechten, sondern der links-grünen Umweltschutzbewegung an.

Pünktlich zum Earth Day hat Moore der Dokfilm auf Youtube gestellt. Regie führte nicht der Oscar-Preisträger selbst, sondern sein langjähriger Mitarbeiter Jeff Gibbs.

Die Vorwürfe von «Planet of the Humans» sind happig: Erneuerbare Energien seien zu ineffizient, ressourcenintensiv und kurzlebig, um der Umwelt tatsächlich zu helfen. Umweltschützer seien Heuchler und das eigentliche Problem für den Klimawandel sei das Bevölkerungswachstum. Untermalt werden die Vorwürfe mit teilweise heftigen Schockbildern.

Doch wie viel Wahrheit steckt im Film tatsächlich? Nau.ch hat bei Reto Knutti, Klimaforscher an der ETH Zürich, nachgefragt. Er hält den Dokfilm für interessant, allerdings würde dieser nichts Neues liefern. «Es ist im Wesentlichen eine geschickt geschnittene Aneinanderreihung von Einzelmeinungen und Fallbeispielen, die kaum nachzuprüfen sind, aber in ihrer Gesamtheit ein hochgradig einseitiges und verzerrtes Bild zeichnen.»

Solaranlagen halten bis 50 Jahre

Dokfilmer Gibbs prangert etwa an, dass «einige» Solaranlagen nur eine Lebensdauer von zehn Jahren hätten. «Tatsache ist, dass Hersteller typischerweise garantieren, dass nach 25 Jahren über 80 Prozent der Leistung noch vorhanden ist», sagt Knutti. Eine Lebensdauer zwischen 30 und 50 Jahren sei also ohne weiteres möglich.

Auch den Vorwurf, dass für die Herstellung von Solaranlagen oder Windkraftwerken extrem viel Energie verbraucht werde, weist Knutti zurück. «Bei einem Kohlekraftwerk gehen etwa zehn Prozent der produzierten Energie in den Bau der Anlage und die Beschaffung der Kohle.» Bei Kernenergie seien es fünf Prozent, bei Solar vier und bei Wind gar nur zwei Prozent.

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Zwei Prozent der produzierten Energie von Windkraftwerken geht in den Bau der Anlage. - Keystone

Besonders laut ist die Kritik an Biomasse. Gibbs zeigt Wälder, welche gerodet werden, um die Anlagen zu befeuern. «Das kann doch nicht grün sein», heisst es immer wieder.

Knutti stellt richtig: «Biomasse ist klimaneutral solange die Bäume nachwachsen können: beim Wachstum nehmen sie durch Photosynthese gleich viel CO2 auf, wie bei der Verbrennung abgegeben wird.» Grossflächige Rodungen seien aber problematisch.

10 Prozent verursachen 50 Prozent des CO2

Und dann noch das heikelste Thema: Das Bevölkerungswachstum. Es sei ohne Zweifel, dass mehr Menschen mehr Ressourcen benötigen, sagt Knutti. Doch alle Massnahmen, um die Kinderzahlen zu reduzieren, würden vom entscheidenden Punkt ablenken: «Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung produzieren 50 Prozent des CO2.»

Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, müssen alle Menschen ihre CO2-Emissionen auf null senken. «Die Haltung, dass andere keine Kinder haben sollen, aber wir fröhlich weiter verschmutzen können, ist zutiefst unethisch.»

Immer wieder schimmert im Film eine Konsum- und Kapitalismuskritik durch, doch deutlich wird Gibbs nie. Lösungsvorschläge liefert der Filmemacher nicht. Vielmehr dürfte der Dokumentarfilm durch seine wiederkehrende Kritik an erneuerbaren Energien der Kohle-, Gas- und Ölindustrie in die Hände spielen.

Knuttis Fazit ist ernüchternd: «Statt dem vermutlich vom Filmemacher gewünschten Hinterfragen des Konsums kann man zum falschen Schluss kommen, dass die fossilen Energien immer noch die besten sind. Oder vor lauter Frustration und Hoffnungslosigkeit sich gar nicht mehr um das Klima kümmern.»

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