«Der wütendste Mann Amerikas»: Star-Regisseur Michael Moore wird 70
Mit Dokumentarfilmen wie «Bowling for Columbine» und «Fahrenheit 9/11» wurde Michael Moore weltberühmt. Jetzt wird der «wütendste Mann Amerikas» 70 Jahre alt.
Der Kampf von Michael Moore will einfach nicht aufhören. 2016 war der Star-Regisseur, der am Dienstag (23. April) 70 Jahre alt wird, einer der wenigen Menschen, die öffentlich den Sieg von Donald Trump bei der damaligen US-Präsidentschaftswahl vorhersagten. Im November will Trump, den Moore einmal als «unseren Frankenstein» bezeichnet hat, ein weiteres Mal zum Präsidenten gewählt werden – und der Filmemacher ist natürlich schon wieder auf den Barrikaden.
Moore polarisiert. Für die einen ist der Regisseur und Oscarpreisträger ein Held, der die Welt radikal und gnadenlos über die Probleme und Unzulänglichkeiten Amerikas aufklärt – und nun erneut den Kampf gegen Trump anführt. Als «einen der grossen Kommunikatoren der westlichen Linken» bezeichnete ihn einmal der britische «Guardian».
Für die anderen ist das Schwergewicht, das sich meist im Schlabberlook mit Brille und Basecap zeigt, ein linker Populist, der es mit der Wahrheit nicht immer ganz genau nimmt. «Ich versuche nicht, einer breiten Zuschauerschaft zu gefallen, weil man dann immer alles verwässert», sagt Moore. «Man muss sich nur selbst gefallen und daran glauben, dass andere Menschen da draussen dasselbe fühlen.»
Ein Radikaler, ein Getriebener und ein Ruheloser
Der «wütendste Mann Amerikas» kämpft eigentlich nicht in erster Linie gegen Trump, sondern für strengere Waffengesetze und ein besseres Sozial-, Schul- und Gesundheitssystem in den USA. Alles Themen, bei denen er und Trump fundamental gegensätzliche Positionen vertreten.
Moore ist ein Radikaler, ein Getriebener und ein Ruheloser, der damit vielen Menschen auf die Nerven geht, aber auch Aufmerksamkeit auf seine Themen lenken kann wie nur wenige andere in der Branche. Kritiker werfen ihm immer wieder vor, Fakten zu verdrehen und sich in seinen Filmen vor allem selbst darzustellen.
Zuletzt veröffentlichte Moore 2018 den Film «Fahrenheit 11/9» über den Zustand der Demokratie in den USA unter Trump. Seitdem äussert er sich hauptsächlich über Interviews, Newsletter und Podcasts.
Geboren wurde der Regisseur 1954 in der vom Autoriesen General Motors dominierten Stadt Flint im US-Bundesstaat Michigan. Seine Eltern arbeiteten für den Autohersteller. Fast 40 Jahre später sollte Moore seinen ersten Dokumentarfilm über den Niedergang seiner Heimatstadt nach dem Wegzug von General Motors drehen: «Roger & Me». Bis heute lebt Moore in seiner Heimat Michigan und hängt stark an der in weiten Teilen strukturschwachen Region. In der Stadt Traverse City hat er ein Kino renoviert und veranstaltete dort viele Jahre lang ein Filmfestival.
Durchbruch mit «Bowling for Columbine»
Den weltweiten Durchbruch schaffte Moore, der sich 2013 nach mehr als 20 Jahren Ehe von seiner Frau Kathleen Glynn getrennt hatte, einst mit «Bowling for Columbine», einer Dokumentation über den Amoklauf an einer Schule im US-Bundesstaat Colorado, bei dem zwei 17- und 18-jährige Schüler zwölf Mitschüler, einen Lehrer und dann sich selbst erschossen. Die Debatte um Waffengewalt und schärfere Gesetze in den USA war damals noch ganz am Anfang, viele Menschen auf der ganzen Welt erfuhren erst von Moore mehr über das Thema.
Moore gewann für den Film einen Oscar und sorgte bei der Verleihung für einen Skandal, als er den damaligen US-Präsidenten George W. Bush wegen des Irak-Kriegs scharf angriff. «Schande über Sie, Mr. Bush», rief Moore – und wurde rasch vom Gala-Orchester übertönt.
Den Krieg gegen den Terror und die Präsidentschaft von Bush kritisierte Moore auch in seinem nächsten erfolgreichen Film. «Fahrenheit 9/11» wurde beim Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. In weiteren Filmen griff Moore später das US-Gesundheitssystem («Sicko») und den Kapitalismus («Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte») an. Auch seine Bücher, wie beispielsweise «Stupid White Men», wurden besonders in Europa zu Bestsellern.
Was die Wahl im November angeht, ist Moore gewohnt pessimistisch, wie er zuletzt in seinem Podcast «Rumble» betonte. «Wir wollen es nicht laut aussprechen, aber ich werde es tun, und der Grund dafür, dass wir besorgt sein müssen, ist, dass Trump schlauer ist als wir.»