Wirecard-Skandal immer grösser - über drei Milliarden weg
Die Anklage gegen die Vorstandsmitglieder von Wirecard soll erhöht werden. Die Verluste belaufen sich bereits auf über drei Milliarden.

Das Wichtigste in Kürze
- Es liegt nun die Frage vor, ob Wirecard von einer kriminellen Bande geleitet worden ist.
- Die Verluste sind bereits auf über drei Milliarden gestiegen.
Der Fall Wirecard könnte sich zum grössten Betrugsskandal der Nachkriegsgeschichte entwickeln. Mehr als drei Milliarden Euro sind wohl für immer verloren.
Die Münchner Staatsanwaltschaft geht mittlerweile von «gewerbsmässigen Bandenbetrug» seit 2015 aus, wie die Ermittlungsbehörde mitteilte.
Haftbefehle gegen Vorstand
Ex-Vorstandschef Markus Braun wurde zum zweiten Mal innerhalb eines Monats in Untersuchungshaft genommen. Anders als Ende Juni wurde er nicht mehr gegen Millionenkaution auf freien Fuss gesetzt.

Ebenfalls mit Haftbefehl hinter Gittern sitzen nun der frühere Finanzvorstand Burkhard Ley und der ehemalige Chef der Buchhaltung. Derweil gerät die Bundesregierung politisch weiter unter Druck. Kanzlerin Angela Merkel warb noch 2019 in China für den geplanten Markteintritt des Konzerns in der Volksrepublik.
Wurde Wirecard von einer Bande geführt?
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft laufen darauf hinaus, dass Wirecard womöglich seit 2015 von einer kriminellen Bande geführt wurde. «Banken in Deutschland und Japan (..) stellten Gelder in Höhe von rund 3,2 Milliarden Euro bereit.»
Weiter hiess es in der Mitteilung der Ermittler: «Diese sind aufgrund der Insolvenz der Wirecard AG höchstwahrscheinlich verloren.»
Nach Zeugenaussagen war womöglich Ex-Vorstandschef Braun der Kopf: Zeugen hätten bei ihren Vernehmungen von einem «streng hierarchischen System» unter dem Vorstandsvorsitzenden gesprochen. Dies berichtete Leiding.
Philippinische Treuhandkonten involviert
Wirecard hatte vor seinem Insolvenzantrag eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro nicht auffindbar waren. Diese sollten auf philippinischen Treuhandkonten verbucht sein. «In Wirklichkeit war den Beschuldigten spätestens seit Ende 2015 klar, dass der Wirecard Konzern mit den tatsächlichen Geschäften Verluste erzielte.»
Das schrieben die Ermittler in ihrer Mitteilung. Dies bedeutet auch, dass Wirecard niemals in den Dax hätte aufrücken dürfen.

«Die sehr intensiven Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München haben ergeben, dass der den Beschuldigten zur Last gelegte Sachverhalt erweitert werden muss.» Dies teilte Oberstaatsanwältin Anne Leiding, die Sprecherin der Behörde, mit. «Wir haben ganz umfassende Aussagen eines Kronzeugen.» Demnach sollen die beschuldigten Manager 2015 beschlossen haben, die Wirecard-Bilanz durch vorgetäuschte Einnahmen «aufzublähen».
Soweit bekannt, erdichtete die Wirecard-Chefetage dafür Geschäfte mit Subunternehmern in Dubai und Südostasien. Diese wickelten für das deutsche Unternehmen angeblich Kreditkartenzahlungen in Südostasien und im Mittleren Osten ab.