Der US-Konzern Wolfspeed und das deutsche Unternehmen ZF wollen im saarländischen Ensdorf eine neue Gigafabrik für Siliziumkarbid-Halbleiter aufbauen.
Wolfspeed plant neues Halbleiterwerk
Wolfspeed plant neues Halbleiterwerk - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Scholz: Deutlicher Beitrag zu verlässlicher Versorgung europäischer Wirtschaft.
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«Wir wollen mit der geplanten weltweit grössten und modernsten Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid Geschichte schreiben», sagte Wolfspeed-Vorstandschef Gregg Lowe am Mittwoch bei der Vorstellung des Projekts unter Federführung seines Unternehmens. Geplant ist zudem der gemeinsame Aufbau eines neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums unter Führung von ZF.

An der Vorstellung des Projekts nahmen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) teil. «Viel spricht dafür, dass Halbleitern aus Siliziumkarbid die Zukunft gehört», sagte Scholz. «Die neue Chipfabrik wird einen deutlichen Beitrag dazu leisten, dass die europäische Wirtschaft verlässlich mit Halbleitern versorgt wird.» Mit der Grossinvestition kehre «die industrielle Revolution nach Ensdorf zurück».

Habeck verwies auf die jüngsten Lieferengpässe bei Halbleitern. «Wir brauchen die Halbleiter schnell», sagte er und äusserte die Hoffnung, dass in Ensdorf «die Produktion möglichst schnell beginnt». Der Wirtschaftsminister sprach auch von einem «Signal für den Aufbau einer grünen Wirtschaft».

«Wolfspeed und ZF werden die Herstellung von Siliziumkarbid-Halbleitern auf ein völlig neues Level heben», sagte ZF-Vorstandsmitglied Stephan von Schuckmann. Die neue Generation von 200-Millimeter-Halbleitern bedeute «für Elektrofahrzeuge höhere Reichweiten, kleinere Batterien und geringere Kosten». Für ZF böte dies zugleich «Chancen zur Transformation des Unternehmens».

Lowe kündigte an, das geplante Werk werde «neue Standards im Fertigungsprozess setzen». Siliziumkarbid-Halbleiter kommen unter anderem in Elektroautos zum Einsatz. Der Wolfspeed-Vorstandschef sprach von einer «neuen Ära in der Automobilindustrie» durch die neuen Chips. Diese werden aber auch in anderen Bereichen eingesetzt, darunter Solarparks und Windkraftanlagen.

In dem neuen Werk sollen nach Angaben von Wolfspeed mindestens 600 Arbeitsplätze entstehen. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sprach für das Gesamtprojekt von rund tausend neuen Arbeitsplätzen. Dabei sollen auch Mitarbeitende von ZF zum Einsatz kommen, deren Arbeitsplätze bei dem Automobilzulieferer mit bisherigem Schwerpunkt in der Getriebeherstellung wegfallen.

ZF beschäftigt bisher in seinem Werk in Saarbrücken rund 10.000 Menschen. ZF-Geschäftsführer Holger Klein verwies auf den rasanten Wandel im Automobilbereich, der sich durch die EU-Entscheidung für ein Verbrennerverbot ab 2035 noch beschleunigen werde. «Wir nehmen diese Transformation als Fakt an», sagte er weiter.

Die Unternehmensansiedlung in Ensdorf wird von Seiten des Staates mit Fördermitteln unterstützt. Laut einem Bericht des «Handelsblatts» rechnet Wolfspeed mit einer Förderung in Höhe von 20 Prozent der Investitionssumme von mindestens 2,4 Milliarden Euro. Dies wären demnach rund eine halbe Milliarde Euro. Scholz bekannte sich ausdrücklich zur staatlichen Förderung des Vorhabens, nannte aber keine Summen.

ZF wies darauf hin, das Vorhaben sei integrierter Teil des «wichtigen Vorhabens von gemeinsamem europäischem Interesse (Important Project of Common European Interest ? IPCEI) für Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien». Dessen beihilferechtliche Genehmigung durch die Europäische Kommission steht allerdings noch aus.

Entstehen soll das neue Werk auf dem Gelände eines früheren Kohlekraftwerks. Rehlinger sprach von einem «Leuchtturmbeispiel für erfolgreichen Strukturwandel». Das neue Werk sichere «die Arbeitsplätze von morgen», das Forschungs- und Entwicklungszentrum «die Arbeitsplätze von übermorgen».

Von einer Schlüsselinvestition sprach der Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer. «Der weltweite Bedarf nach SIC-Chips wächst parallel zu den weltweiten Verkäufen von Elektroautos exponentiell», sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

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