Hanspeter Hilfiker: «Aarau kann in vielerlei Hinsicht Vorbild sein»
Wie hat Aaraus Stadtpräsident das erste Halbjahr erlebt und wie steht es um das Projekt «Zukunftsraum Aarau»? Im Gespräch mit Hanspeter Hilfiker.
Nau.ch: Hanspeter Hilfiker, wie sieht Ihr Rückblick als Stadtpräsident auf die erste Jahreshälfte aus?
Hanspeter Hilfiker: Das erste Halbjahr war natürlich geprägt von Corona. Es galt, die Verwaltungseinheiten mit Schalteröffnungen, Sicherheitsmassnahmen, Homeoffice und adäquater Krisenkommunikation glaubwürdig durch Corona zu steuern. Grundsätzlich ist das bisher gut gelungen. Wir hatten keinen Krankheitsfall in der Verwaltung. Ich hoffe, dass das so bleibt.
Neben Corona sind unsere Arbeiten eigentlich gut vorangekommen: Unsere Baustellen Kettenbrücke, Alte Reithalle, Altersheim Golatti sowie die Schulhäuser im Schachen und in Rohr sind planmässig vorangekommen.
Auch unsere Projektarbeiten, sei es für die Anpassung der Klimaziele, für unsere neue Wohnraumstrategie oder bezüglich der Quartierentwicklung sind – mit wenigen Verzögerungen – auf Kurs. Dies alles ist eigentlich positiv.
Am Negativsten war für mich die Absage des Maienzugs, obwohl das Maienzug-light-Programm ganz gut gepasst hat.
Nau.ch: Können Sie aus der Corona-Zeit auch etwas Positives für die Zukunft mitnehmen?
Auf jeden Fall. Betrieblich mussten sich in dieser Zeit alle Mitarbeitenden mit den Möglichkeiten der digitalen Kommunikation auseinandersetzen. Ich war erstaunt, wie schnell und unkompliziert plötzlich viele Mitarbeitende über MS Teams, Zoom oder ähnliches kommuniziert haben. Eine effiziente und zielführende Sache.
Auch die Flexibilität der Organisation, der unkomplizierte Zugang zu neuen Lösungen und die Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung waren für mich positive Erkenntnisse. Die Corona-Zeit hat viele Stärken unserer Gesellschaft gezeigt und auch verdeutlicht, wie wichtig klare Kommunikation in schwierigen Situationen ist.
Nau.ch: Das Projekt «Zukunftsraum Aarau» strebt eine Fusion der fünf Gemeinden Aarau, Suhr, Oberentfelden, Unterentfelden und Densbüren per Januar 2026 an. Was ist aktuell der Stand des Projekts?
Wir befinden uns gegenwärtig in einer sehr wichtigen Phase. Am 24. August stimmt der Aarauer Einwohnerrat über die Fusionsanalysen ab, jene Detailberichte über die wesentlichen Inhalte der Fusion, die in den letzten zwei Jahren erarbeitet wurden.
Am 2. und am 16. September stehen die Gemeindeversammlungen von Ober-, Unterentfelden und Densbüren auf dem Programm; am 27. September folgt der entsprechende Urnengang in Suhr.
Bis Ende September wissen wir, wer am Prozess weiter mitmacht. Für jene Gemeinden, die den Fusionsanalysen zustimmen, wird dann der Fusionsvertrag ausgearbeitet, der wohl im Juni 2021 zur Abstimmung kommt. Dann ist die Fusion perfekt, und kann bis 2026 umgesetzt werden.
Nau.ch: Im Herbst kandidieren Sie für die FDP an den Grossratswahlen. Was sind Ihre Ziele, wenn Sie in den grossen Rat gewählt werden?
Im Grossen Rat wäre es mir ganz wichtig, die Anliegen unserer Stadt und unserer Region einzubringen. Wir sind als Hauptstadtregion und zweitgrösste Agglomeration des Kantons in vielerlei Hinsicht von Entscheiden des Kantons betroffen. Das reicht von Standortentscheiden, über wirtschaftliche und finanzielle Massnahmen bis hin zu bildungs-, verkehrs- oder kulturpolitischen Fragen.
Der Aargau darf meines Erachtens in der Schweiz wieder ambitionierter auftreten. Wir haben in den letzten Jahren Positionen verloren. Aarau kann in vielerlei Hinsicht Vorbild sein, auch für die Entwicklung des Kantons.
Ganz wichtig ist mir die Zusammenarbeit der städtischen Agglomerationen im Aargau, um wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltige Lösungen zu finden.
Nau.ch: Was steht im zweiten Halbjahr sonst noch auf dem Programm?
Corona und Zukunftsraum sind schon einmal ganz grosse Themen. Zusätzlich schliessen wir in den nächsten Monaten unsere Klimastrategie und unsere Wohnraumstrategie ab.
Parallel erleben wir – auch aufgrund der Anfang Jahr neu eingesetzten Bau- und Nutzungsordnung BNO – einen Boom an Baugesuchen. Unter anderem haben wir mit 550 Mio. Franken für den Neubau des Kantonsspitals das grösste Baugesuch erhalten, das die Stadt je gesehen hat.
Als Basis der gesamten weiteren Entwicklung haben wir schliesslich am 10. August im Stadtrat das Budget 2021 verabschiedet; in den kommenden Monaten folgt dazu die politische Diskussion im Einwohnerrat und mit der Bevölkerung.
Nau.ch: Bleibt nebst all den Projekten und Ämtern auch noch Freizeit? Wo trifft man Sie in Aarau in Ihrer Freizeit an? Welches sind Ihre Lieblingsplätze?
Ich achte auf jeden Fall darauf, dass ich genügend Ausgleich habe. Ich lese und reise gerne und besuche oft kulturelle Veranstaltungen. In Aarau findet man mich abends in der Altstadt, an der Aare oder eben an einer Veranstaltung. Am Wochenende schätze ich Joggingrunden im Gönhardwald.
Nau.ch: Sie haben das letzte Wort.
2020 wird uns allen als ganz besonderes Jahr in Erinnerung bleiben. Ich hoffe, dass wir dereinst für Aarau positiv auf die vorbildliche Bewältigung der Corona-Krise und auf die grosse Zustimmung zum Generationenprojekt «Zukunftsraum» zurückblicken können.
Zur Person
Hanspeter Hilfiker ist seit 2018 Stadtpräsident von Aarau. Der 55-Jährige ist nicht verheiratet und hat keine Kinder. In seiner Freizeit ist er gerne an der frischen Luft und auch lesen sowie reisen gehören zu seinen Hobbys.