Daniel Ott Fröhlicher: «Lokale Angebote sind wichtig für Rubigen»
Rubigens Gemeindepräsident erzählt, welche Themen Rubigen momentan beschäftigen und warum die Gemeindepolitik in der Schweiz ein Privileg ist.
Erst im Januar hat Daniel Ott Fröhlicher das Amt als Gemeindepräsident von Rubigen ad interim übernommen. Nicht lange nach seinem Amtsantritt überrollte die Corona-Krise die Schweiz. Diese hat in den letzten zwei Monaten auch einen Grossteil seiner Zeit in Anspruch genommen.
Mit seinen Kollegen musste er dafür sorgen, dass die Gemeindeverwaltung weiterfunktioniert oder die Vorgaben des Bundes zur Bekämpfung der Ausbreitung des Virus im Dorf eingehalten werden.
Er sei jedoch sehr gut in seiner neuen Aufgabe angekommen, erzählt der frischgebackene Präsident: «Wir sind ein gut eingespieltes Team und ich bekomme viel Unterstützung von meinen Ratskollegen und -kolleginnen.»
Rubigen als Dorf weiterbringen
Wenn er sich nicht gerade mit Corona beschäftigt, liegt dem Gemeindepräsidenten die Energieversorgung der Gemeinde besonders am Herzen. Momentan wird ein Leitbild mit Massnahmen zur Förderung von nachhaltiger Energienutzung erstellt. «Das Projekt wurde durch Corona auch etwas verzögert, doch wir stehen kurz vor dem Abschluss des Leitbilds.»
«Ein Thema, dass den gesamten Gemeinderat sehr beschäftigt, ist das Wohnen im Alter», erklärt Ott Fröhlicher. «Wir verlieren viele Anwohner, sobald sie aus ihren Häusern ausziehen müssen, weil sie oft keine Möglichkeit haben, im Dorf zu bleiben.» Im Zusammenhang mit der laufenden Ortsplanungsrevision ist der Gemeinderat nun daran, Rahmenbedingungen für ein passendes Angebot zu schaffen.
Allgemein scheint in Rubigen das Thema Dorf und dessen Zusammenhalt weit oben auf der Agenda zu stehen. Dies zum einen in Bezug auf die Schaffung eines Dorfkerns für die Gemeinde.
«Wir möchten eine Art Zentrum oder Platz, wo sich die Leute treffen und vielleicht einen Kaffee trinken können», erläutert Daniel Ott Fröhlicher das Bestreben. Im Moment führe der Gemeinderat viele Gespräche mit Hauseigentümern und Landbesitzern, um abzuklären, ob sich in diesem Bereich eine Synergie ergeben könnte.
Zum anderen ist in Rubigen das Bestehenbleiben der Läden und Anbieter im Dorf immer eine aktuelle Thematik. Im Moment sind beispielsweise sowohl beim Bistro am Bahnhof als auch beim Restaurant Krone die Nachfolgeregelungen noch ungewiss. «Es wäre sehr bedauerlich, wenn Rubigen plötzlich keinen Landgasthof oder kein Bahnhofbistro mehr hätte», sagt Ott Fröhlicher.
In solchen Fällen können er und seine Kollegen nur bedingt direkt intervenieren. «Wir möchten aber helfen, Leute zusammenzubringen und Konzepte zu entwickeln, damit das Gewerbe weiterbestehen kann. Lokale Angebote sind wichtig für Rubigen.»
Nachwuchssuche für die Wahl im November
Auch die Corona-Krise wird die Gemeinde Rubigen vor grössere Herausforderungen stellen. Viele ortsansässige Gewerbe werden die kommende Rezension zu spüren bekommen.
Auch die Gemeindepolitik könnte unter der Situation leiden, wie Daniel Ott Fröhlicher meint. «Mit Corona wird schwieriger, was sonst schon nicht einfach ist», nämlich in einer kleinen Gemeinde genügend Leute zu finden, die sich politisch engagieren wollen.
«Schön wäre, wenn sich auch jüngere Leute in Ämtern, die für die Gemeinde so wichtig sind, engagieren würden», findet der Gemeindepräsident. «Im Moment ist es jedoch schwierig, die Leute zu motivieren und mit ihnen zu diskutieren, weil man sich nicht treffen kann und nichts los ist.»
Die Wahlen in Rubigen für die Amtsperiode von 2021 bis 2024 finden im November statt. Nach den Sommerferien bleibt nicht mehr viel Zeit, um motivierte Kandidaten zu finden, erklärt Daniel Ott Fröhlicher. «Von nichts kommt nichts und es wäre schade, wenn wir keine richtige Auswahl oder gar zu wenig Leute hätten, um die Kommissionen und den Gemeinderat zu besetzen.»
Ob er sich im November zur Wahl als Gemeindepräsident stellen wird, möchte er im Moment noch offenlassen. «Ich muss noch ein wenig Erfahrungen sammeln und sehen, ob ich die Erwartungen erfüllen kann.»
Handeln zugunsten einer Gemeinschaft
Während sieben Jahren arbeitete und lebte Daniel Ott Fröhlicher in Bolivien. Diese Zeit hat ihn nachhaltig geprägt und ihn motiviert, sich nach seiner Rückkehr politisch mehr zu engagieren. «In der Schweiz haben wir ein enormes Privileg, wir haben auf Gemeindeebene ein direktes Mitbestimmungsrecht und die Möglichkeit zur Mitgestaltung.»
Das Gefühl, einen Beitrag leisten zu können und zugunsten der Gesellschaft zu handeln, ist der Antrieb für Daniel Ott Fröhlicher in seinem Amt als Gemeindepräsident: «Ich hoffe, dass ich so dazu beitragen kann, dass sich Rubigen gut entwickelt. Das ist eine Verpflichtung und Motivation zugleich.»
Zur Person
Daniel Ott Fröhlicher wohnt seit gut acht Jahren mit seiner Familie in Rubigen. Ins Dorf gekommen ist er eher durch Zufall. Nach seiner Rückkehr aus Südamerika trat er eine Stelle in Bern an und Rubigen erfüllte seine Anforderungen an einen kurzen Arbeitsweg mit dem öffentlichen Verkehr. Neben seinem Amt als Gemeindepräsident arbeitet er für die Stiftung SWISSAID in der Entwicklungshilfe.