Reto Boller stellt temporäre Kolonnade in Langmatt auf

Museum Langmatt
Museum Langmatt

Baden,

Reto Boller zeigt am 2. April 2025 von 17 bis 19 Uhr sein neues Kunstwerk «Kolonnade» auf dem Langmatt-Areal – ein temporärer Eingriff mit starker Aussage.

Reto Boller Museum Langmatt
Reto Boller, Kolonnade, 2025, ca. 60 Spriesse, Projektskizze, Park der Langmatt vor den Garagen. - Museum Langmatt

Wie das Museum Langmatt mitteilt, arbeitet der renommierte Schweizer Künstler Reto Boller seit 2023 an einem Langzeit-Kunstprojekt im Rahmen der Gesamtsanierung des Museums Langmatt. Nach ersten Installationen ist nun eine weitere auf dem Baustellenareal der Langmatt zu sehen: Seine neueste Arbeit «Kolonnade» vor den Garagen.

Ganz bewusst präsentiert sie der Künstler nur für einen Augenblick, am 2. April zwischen 17 und 19 Uhr. Den Säulengang der Gemäldegalerie aufnehmend, bildet die «Kolonnade» nicht ohne Humor einen markanten Gegenpol an einem Ort der «ewig gültigen» Impressionisten und hinterfragt den Ewigkeitsanspruch von Kunst.

Allein die rohen, gebrauchten Spriesse, wie sie auf Baustellen Verwendung finden, stehen im Kontrast zu klassischen Kolonnaden der Architekturgeschichte und somit sinnbildlich für die brüchige Gegenwart.

Kunst am banalsten Ort

Die beiden Doppelgaragen aus den 1970er Jahren verstecken sich im hintersten Winkel der Langmatt. Nördlich der Gemäldegalerie gelegen, führen sie ein schattiges Dasein und tragen nicht viel zur schönen Atmosphäre der Langmatt bei, im Gegenteil. Sie bilden den vielleicht banalsten Ort auf dem Langmattareal.

Es ist kein Zufall, dass sich Reto Boller genau diesen Ort ausgewählt hat, denn er verstärkt den Gegenpol seiner «Kolonnade» zum stilvollen Anwesen. Sie verstellt die Garagen komplett und bringt sie sozusagen zum Verschwinden. Gleichzeitig ist ihre Funktion ad absurdum geführt, denn zu stützen gibt es hier eigentlich nichts.

Ein Spiegel der Zeit

Aber warum braucht es gelegentlich solche künstlerischen Werke ausgerechnet in der schönen Langmatt? Ist der Alltag nicht bereits voll von Unorten und unangenehmen Umgebungen?

Die Antwort ist einfach: Gerade an einem Ort wie der Langmatt mit ihrem atmosphärischen Zauber und den «ewig gültigen» impressionistischen Meisterwerken ist eine kritische Überprüfung der Gewohnheiten, eine Hinterfragung von tradierten Wahrnehmungen und Wertesystemen wichtig.

Erst der Kontrast ermöglicht eine erneuerte Sicht auf das scheinbar Vertraute. Es zählt zum Kernauftrag der Langmatt, das impressionistische Erbe immer wieder neu zu vermitteln. Die heutige Zeit ist so brüchig, sprunghaft und ungewiss, wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Relevante Kunst hat immer auch die Funktion eines gesellschaftlichen Seismographen, um allmähliche Veränderungen anzuzeigen und ins Bewusstsein zu führen. Dies war übrigens zu Zeiten der Impressionisten genauso: Die rauchenden Fabrikschlöte der aufkommenden Industrie sind ein Kernmotiv des Impressionismus, seinerzeit freilich vollkommen unverstanden.

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