Baselland: Autofahrer beleidigen (zu) langsame Mähdrescher
In einem Hassbrief hat ein Autofahrer vor wenigen Tagen seinem Unmut gegenüber einem Bauern Luft gemacht. Andere Landwirte bestätigen: Das ist kein Einzelfall.
Das Wichtigste in Kürze
- Landwirte bekommen es immer wieder mit wütenden Autofahrern zu tun.
- Diese kritisieren, dass Mähdrescher den Verkehr ausbremsen.
- Die Bauern sehen dabei die Politik und den Strassenbau in der Verantwortung.
Mähdrescher auf den Strassen sind für manche Autofahrer ein rotes Tuch. Von Kopfschütteln über Hupen bis hin zu Beleidigungen und Beschimpfungen: Die Landwirte müssen sich während der Erntezeit einiges gefallen lassen. Unrühmlicher Höhepunkt, der schweizweit für Aufsehen sorgte, war erst vor wenigen Tagen ein Hassbrief an einen Bauern im Kanton Bern.
Darin hatte ein Autofahrer Ausdrücke wie «elender Scheisskerl», «Bauernlümmel» und «Kotzbrocken» verwendet. Das landwirtschaftliche Unternehmen, das den Brief erhielt, teilte diesen auf Facebook. Viele Leser stellten sich auf die Seite des Bauern.
Strassenbau schafft oft zusätzliche Probleme
Dass derart harte Reaktionen kein Einzelfall sind, bestätigen andere Landwirte. «Es gab keinen Abend, an dem nicht irgendeiner von einem Erlebnis erzählt hat», sagt Stephan Langel der «BZ Basel». Langel beschäftigt zwölf Mähdrescher-Fahrer. An den Erntetagen, an denen sie auch auf den Strassen unterwegs sind, komme es immer wieder zu Stress mit Autofahrern.
Für den Unmut zeigt der Landwirt dabei ein Stück weit Verständnis – und kritisiert die Politik für den Strassenbau. Neue Strassen seien häufig schlicht zu schmal, um die 3,5 Meter breiten Mähdrescher überholen zu können. Und verkehrsberuhigende Hindernisse würden das Fahren für die Bauern deutlich erschweren. Die Folge: Der Autoverkehr wird ausgebremst.
Die meisten Autofahrer haben Verständnis für die Bauern
Für Marcel Brodbeck, Präsident des Bauernverbandes Basel-Stadt und -Land, haben die allermeisten Autofahrer jedoch Verständnis für die Arbeit der Landwirte. «Es sind ungefähr ein Prozent der Verkehrsteilnehmer, die sich ausfällig benehmen», sagt er gegenüber «BZ Basel».
Durch Aufklärungsarbeit und Gespräche könne für eine höhere Akzeptanz geworben werden. Auch versuchten die Landwirte, die Fahrten auf den Strassen bestmöglich zu planen – und nicht auf Stosszeiten zu legen. Nicht immer lasse sich das aber umsetzen. Letztlich hänge die Arbeit der Bauern zu einem grossen Teil vom Wetter ab.