Dreirosenareal: «Als würde man unter Generalverdacht stehen»
Das Basler Dreirosenareal macht seit Wochen negative Schlagzeilen. Nun wurden Kameras angebracht, um das Areal sicherer zu gestalten. Das führt auch zu Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- 16 Überwachungskameras wurden gestern auf dem Basler Dreirosenareal installiert.
- Nicht alle finden den Eingriff in die Privatsphäre gut.
- Einige Anwohnende schätzen jedoch die Massnahme für mehr Sicherheit.
Seit gestern Morgen stehen sie: die heftig debattierten Überwachungskameras auf dem Basler Dreirosenareal. Insgesamt 16 Stück wurden installiert, welche die Kriminalität auf dem Kleinbasler Platz eindämmen sollen. Das Areal ist seit Wochen in den Schlagzeilen wegen Überfällen, Schlägereien, Sachbeschädigung und Drogendelikten.
Im Perimeter der Kameras befinden sich nicht nur die Grünanlage des Dreirosenareals, sondern auch die Tramhäuschen der Station Dreirosenbrücke und ein Teil des Uferbereichs, inklusive Dreirosen-Buvette.
Die Steigerung der Sicherheit auf dem Areal kostet die Besuchenden des Areals jedoch ihre Privatsphäre. Das kommt bei den Anwohnenden nicht nur gut an.
«Das Problem verschiebt sich nur»
Viktoria wohnt im Quartier und findet die Videoüberwachung nicht gut. «Es ist, als würde man unter Generalverdacht stehen», so die Anwohnerin des Dreirosenareals.
Auch glaubt sie, dass die Kameras das Problem nicht lösen werden, sondern höchstens verschieben. «Es wäre wichtiger, hinzuschauen, wo die Wurzel des Problems liegt. Sich zu fragen, wieso Menschen überhaupt klauen müssen.»
Anders sieht das Miroslav. Er ist Handwerker und arbeitet auf einer Baustelle direkt am Areal. «Seit ich hier arbeite, wurde mir schon der Rucksack aus dem Auto geklaut und die Scheiben meines Krans wurden eingeschlagen.» Er findet die Kameras gut, denn er erhofft sich einen Rückgang der Kriminalität durch die Überwachung.
«Ich habe vier Jahre in London gelebt, dort ist Videoüberwachung normal. Es stört mich nicht, dass auch ich überwacht werde», so Miroslav.
Weniger schwarz und weiss sehen es die vier Basketballspielenden, die ihre Mittagspause für ein kurzes Spiel nutzen. Drei der vier finden den Eingriff in die Privatsphäre verhältnismässig.
«Mich stört die Überwachung nicht. Ich habe ja nichts zu verstecken» so der eine. Seine Spielpartnerin ergänzt: «Hier passiert halt andauernd so viel, dass es die Kameras braucht.»
Nur einer der Gruppe findet die Kameras keine gute Idee. «Das ist ein zu grosser Einschnitt in die Privatsphäre.» Die Überwachung des öffentlichen Raumes solle sich nicht normalisieren. Einig sind sich aber alle darin, dass sie sich sicherer fühlen durch die Kameras.
Liridona ist mit ihren drei Kindern auf dem Spielplatz des Dreirosenareals. Sie ist froh um die neue Massnahme, obwohl sie skeptisch ist, ob das Problem dadurch gelöst wird. «Vielleicht verschieben sich die Überfälle einfach. Und trotzdem bin ich froh, um den zusätzlichen Schutz, den die Kameras bieten.»
Dass ihre Kinder auch gefilmt werden, findet die 31-Jährige eigentlich nicht gut. Es scheint ihr aber ein nötiger Kompromiss für mehr Sicherheit auf dem Areal.
Alle Anwohnenden, mit denen Nau.ch gesprochen hat, sind sich dem Einschnitt in die Privatsphäre bewusst. Einige stört es mehr, andere weniger.
Es fällt jedoch auf, dass auch kritische Stimmen gegenüber Überwachung, diese auf dem Dreirosenareal gerechtfertigt finden. Die Vorfälle der letzten Wochen scheinen das Quartier geprägt zu haben.