«Jugendliche wollen vor allem, dass man ihnen zuhört»

Gina Krückl
Gina Krückl

Gürbetal,

Serge Marchand ist seit Ende 2018 Leiter der Jugendfachstelle Belp. Ihm ist es wichtig, den Jugendlichen auch im Treff ihren Freiraum zu lassen.

Serge Marchand
Serge Marchand ist seit über 30 Jahren in der Kinder- und Jugendarbeit. - Nau.ch

Nau.ch: Inwiefern haben sich die Probleme von Kindern und Jugendlichen in den vergangenen 30 Jahren verändert?

Serge Marchand: Kinder sind Kinder und Jugendliche sind Jugendliche. Die Bedürfnisse und Probleme sind heute recht ähnlich, wie sie in meinen Anfangszeiten waren. Natürlich hat die zunehmende Digitalisierung einiges verändert. Bei den heutigen Jugendlichen ist das Internet im Handy prinzipiell immer dabei.

Dabei ist vielen Jungen gar nicht bewusst, dass sie sich im Internet befinden, da sie über Apps wie etwa Snapchat und Instagram darauf zugreifen. Dadurch unterschätzen sie leicht die Gefahren, die vom Internet ausgehen.

Nau.ch: Sprechen Sie mit den Jugendlichen darüber?

Serge Marchand: Nicht explizit. Wir versuchen ständig im Bilde zu sein, was die Jugendlichen bei uns im Jugendtreff machen, wir kontrollieren sie aber sicher nicht. Wir fragen ab und zu nach, was sie machen und meiner Erfahrung nach, geben die Jugendlichen dann auch bereitwillig Auskunft.

Man darf sie einfach nicht bedrängen. Wenn wir aber sehen, dass der Inhalt «heikel» ist – beispielsweise Sexualität oder Gewalt betrifft – sprechen wir es natürlich an.

Nau.ch: Kommen Jugendliche manchmal auch auf Sie zu und suchen Rat?

Serge Marchand: Ja, das sicher. Die Fragen drehen sich meist um Probleme mit Liebe und Sexualität, mit den Eltern sowie vor allem in der Schule. Manchmal geben wir Ratschläge, aber häufig geht’s ihnen vor allem darum, mal über ihre Probleme reden zu können.

Nau.ch: Ein Haus gefüllt mit Jugendlichen in der Pubertät. Das führt doch sicher auch zu Problemen?

Serge Marchand: Natürlich gibt es ab und zu Streitereien, etwa wer mit der Benutzung der Spielkonsole oder des Tischfussballtischs dran ist. Wir erwischen manchmal auch Jugendliche, die hier rauchen oder trinken wollen. Das ist aber strikt verboten.

Ein Mal mussten wir den Treff schliessen, als es im und ums Haus zu wild und laut wurde. Das hat bei den Jugendlichen Wirkung gezeigt. Wenn sie mal wieder ein wenig über die Stränge schlagen, müssen wir eine Schliessung nur erwähnen.

Haben wir den Verdacht, dass jemand einen Regelverstoss begehen will, setzen wir uns einfach dazu. Das gefällt ihnen dann weniger. Aber ich bin überzeugt, dass – obwohl es ihnen im Moment dann vielleicht nicht passt – die Jugendlichen unsere Aufmerksamkeit und Fürsorge schätzen.

Zur Person

Serge Marchand wohnt in Bern und ist seit Dezember 2018 Leiter der Jugendfachstelle Belp. Er ist seit über 30 Jahren in der Kinder- und Jugendarbeit, war Teamleiter beim Berner Toj und baute sieben Jahre lang die Jugendfachstelle Bipperamt und Wangen auf.

Zur Jugendfachstelle

Die Jugendfachstelle Belp bietet Jugendlichen einen Ort im Belper Zentrum, an dem sie sich mit Gleichaltrigen treffen und austauschen können. Zudem versucht das dreiköpfige Team um Leiter Serge Marchand sowohl den Jugendlichen wie auch ihren Eltern bei Problemen und Konflikten zu helfen.

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