Thomas Kübli: «Mit 18 bekam ich eine Hotelbar geschenkt»
Thomas Kübli wuchs im Belper Landgasthof Sternen auf. Nach dem Ausland zog es ihn zurück ins Gürbetal - «ins letzte Haus in einer Sackgasse am Arsch der Welt.»
Als er zehn Jahre alt war, zog Thomas Kübli mit seiner Familie von Sursee nach Belp. Seine Eltern hatten den hiesigen Landgasthof Sternen gekauft. Dort, wo er getauft worden war und auch schon seine Eltern heirateten, erlernte er aus nächster Nähe sein späteres Handwerk: die Hotellerie.
«Ich habe bei meinen Eltern sehr, sehr viel gelernt. Insbesondere den Umgang mit Menschen», sagt der heutige Geschäftsführer der Berner Hotels Ambassador und City. «Ich habe schon damals gemerkt, was es fürs Gastrogewerbe braucht: Gute Menschenkenntnis, Ehrlichkeit und Freude an der Arbeit.»
Wenn er von der Schule nach Hause kam, war die Stube meist gut gefüllt und dann musste er natürlich mit anpacken. «So kam ich mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch. Das hat mich sicher zu dem ‹Schnurrisiech› gemacht, den ich heute bin.»
Den Sternen gibt es noch immer – wird aber nicht mehr von Küblis Eltern geführt. «Ich freue mich sehr, dass sich der Sternen halten konnte. Es ist schwierig in der heutigen Zeit, einen Gasthof in der Agglomeration erfolgreich zu führen. Es ist ein grosses Glück, haben wir mit der Familie Panayides einen tollen Pächter.» Schon damals spürten seine Eltern das Einsetzen des Lädelisterben auf dem Land. Während das Hotel fast immer sehr gut lief, liessen die Zahlen des Restaurants immer mehr nach.
Hotelbar zum 18. Geburtstag
Als Gegenmassnahme griffen Küblis Eltern zu einem drastischen Mittel – und machten ihrem Sohn damit das wohl schönste Geburtstagsgeschenk, dass sich ein fast 18-jähriger, angehender Hotellier wünschen kann: eine eigene Bar.
Gut fünf Jahre war die Hotelbar mit Billiardtisch und Tischfussball der Treffpunkt für die jungen Erwachsenen von Belp. Aber auch danach lief das Geschäft in der umgebauten Kegelbahn gut. «Für diesen Umbau bin ich ihnen noch heute dankbar, auch wenn aus der Bar inzwischen die Administration einer Umzugsfirma geworden ist.»
«Ein Kraftort im letzten Haus in einer Sackgasse am Arsch der Welt»
Später arbeitete Kübli im Ausland, unter anderem in Hamburg, Australien und Malaga. Dort lernte er seine spätere Frau, eine Halbjapanerin aus Hamburg, kennen. Mit ihr zog es ihn vor 20 Jahren wieder in seine Heimat – zunächst in eine Wohnung in Liebefeld und später in ein kleines Einfamilienhaus in Rümligen. Oder wie seine Frau einmal schmerzhaft beschrieben hatte: in das letzte Haus in einer Sackgasse am Arsch der Welt.
Für Kübli ist Rümligen ein Kraftort: «In der Hotellerie-Branche ist man ständig unter Leute und in diesem idyllischen Heidiland kann ich mich zurückziehen, die Ruhe geniessen und mich ausruhen. Trotz der Nähe zu Bern und Thun kennt hier Jeder Jeden und alle sind nett zueinander.»
Darum verbringt er auch gerne seine Freizeit im Dorf – beispielsweise bei Spielen des SV Kaufdorf, wo auch zwei seiner Söhne kicken. «Der SV ist einfach ein sehr sympathischer Verein. Egal, welche Mannschaft spielt, kann man einfach auf den Platz und hat mit Sicherheit eine gute Zeit.»
Als Kind startete Kübli, selbst grosser YB-Fan, seine Fussballkarriere in Sursee und Wabern, konnte das häufige Training aber nicht mit seiner Kochlehre vereinbaren. Auf der Suche nach einem etwas weniger zeitintensivem Verein fand er schliesslich den SV Kaufdorf.
«Leider haben sich mir ein paar gleichgesinnte Kollegen angeschlossen, wodurch das neue Team so gut wurde, dass wir wieder Liga für Liga aufstiegen, wodurch sich auch der Zeitaufwand wieder vervielfältigte. Also haben wir mit dem Fussballspielen ganz aufgehört.»
Doch auch ohne Kübli und seine Freunde hat sich der SV Kaufdorf ordentlich gemacht. Mittlerweile gibt es nebst den ersten beiden Mannschaften jede Junioren- und Seniorenkategorie sowie mehrere Frauenteams.
Zu zwei Autos gezwungen
Dennoch ist im Gürbetal nicht alles perfekt. Unter anderem bemängelt er die schlechten öV-Anbindungen in Rümligen durch das Fehlen einer S-Bahn. «Wir sind fast gezwungen, mit zwei Autos unterwegs zu sein.»
Zudem sind für ihn die vielen kleinen Gemeinden nicht zukunftsorientiert. «Schon allein, dass sie kaum noch Gemeinderäte finden, ist doch ein Zeichen, dass es ein besseres System geben muss. Eine Fusion dieser vielen verzettelten Gemeinden könnte die Situation verbessern.»